
PATTAYA, Thailand – Die Stadt Pattaya hat mit dem Abbau des alten Eingangsschilds zur berühmten Walking Street begonnen und installiert derzeit ein neues LED-beleuchtetes Portal. Für die Modernisierung wurde der Zugang vorübergehend gesperrt – doch neben Fotobegeisterung sorgt das neue Schild auch für heftige Debatten.
Als das neue Leuchtschild erstmals in kräftigen Farben aufblitzte, erfüllte sich der erste Wunsch der Behörden: Touristenmassen strömten zum Eingang, um Selfies unter dem grellen Bogen zu machen. Doch schnell folgte die zweite Reaktion: massive Verkehrsstaus und spöttische Kommentare, besonders von ausländischen Anwohnern.
„Man hätte gleich eine Haltebucht fürs Selfie-Machen bauen sollen“, schimpfte ein Rentner aus Jomtien. „So ist das nur eine neue Foto-Falle im Verkehrskollaps.“
„Nett, aber was bringt ein neues Schild, wenn drinnen noch alles aussieht wie 2005?“, fragte ein Tourist aus Australien. „Neues Schild, gleiche alten Abzocken.“
Einige äußerten sich schärfer – vor allem Langzeit-Expats, die sagen, die Walking Street habe ihren ursprünglichen Charakter längst verloren.
„Ganz ehrlich, man sollte sie gleich Indian Street nennen“, sagte ein Brite, der seit Jahren in Thailand lebt. „Lauf da mal abends durch – Musik, Publikum, Speisekarten. Das ist nicht mehr Pattaya, das ist Delhi am Meer.“
Der Kommentar spiegelt den sichtbaren Wandel der Touristenstruktur wider. Die Zahl indischer Besucher hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen und das Nachtleben entlang der Küste stark geprägt – von der Musikauswahl in Bars bis zur Gastronomie.
Während viele die neue Vielfalt begrüßen, sehen andere darin einen Identitätsverlust des Viertels.
„Früher waren’s Osteuropäer, dann Russen, dann Chinesen. Jetzt Inder. Nächstes Jahr vielleicht Marsmenschen“, scherzte ein Barbesitzer in Naklua. „Aber das Schild zu wechseln, löst keine der echten Probleme.“
Kritiker werfen der Stadt vor, mit dem LED-Upgrade nur oberflächliche Kosmetik zu betreiben – als glänzendes Ablenkungsmanöver vor tiefer liegenden Herausforderungen: mangelnde Regulierung, uneinheitliche Qualität, Sicherheitsfragen und eine veraltete Infrastruktur.
„Das ist wie ein kaputtes Tuk-Tuk mit LED-Lichtern zu versehen und zu behaupten, es sei ein Tesla“, schrieb ein Nutzer auf Social Media.
Auch thailändische Anwohner zeigten sich besorgt. Die zeitweise Sperrung und der Ansturm auf Selfie-Spots könnten die ohnehin angespannte Verkehrssituation verschärfen – besonders am Wochenende.
„Schön, dass die Touristen Spaß haben, aber wenn sie direkt am Eingang für zehn Fotos stoppen, geht gar nichts mehr“, sagte ein Baht-Bus-Fahrer.
Trotz der Kritik bleibt die Stadtverwaltung bei ihrer Linie. Das neue Schild sei Teil einer langfristigen Strategie, Pattaya als sauberes, modernes Reiseziel neu zu positionieren.
„Das Schild ist symbolisch – es markiert einen Neuanfang“, sagte ein Stadtsprecher. „Wir investieren in Infrastruktur und Atmosphäre, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Ob sich dadurch aber wirklich die Wahrnehmung der Besucher ändert, ist fraglich. Für viele bleibt der neue Bogen zwar ein schöner Fotopunkt – aber kein echter Fortschritt.
Ein Langzeitgast brachte es auf den Punkt, während sich hinter ihm der Verkehr staute:
„Du kannst die Tür noch so hübsch anstreichen. Wenn dahinter alles beim Alten bleibt, merkt das jeder.“









