Neue Anti-Cannabis-Regeln als überstürzte Reaktion kritisiert

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Die Versuche, den Cannabis-Einzelhandel in Thailand stärker zu regulieren, sind bislang weitgehend gescheitert.

PATTAYA, Thailand – Die jüngste Anordnung des thailändischen Gesundheitsministers, den Verkauf von Cannabisblüten nur noch mit ärztlichem Attest zu erlauben, ist auf heftige Kritik gestoßen. Experten und Interessengruppen bezeichnen den Schritt als überflüssig, ineffektiv und als Reaktion auf mediale Panik. Ein konkretes Inkrafttretungsdatum nannte Minister Somsak Thepsuthin bislang nicht. Sein Stellvertreter deutete jedoch eine Übergangsfrist an.

Gloria Lai, Regionaldirektorin des International Drug Policy Consortiums, erklärte, die Maßnahme sei eine überstürzte Reaktion auf kürzlich bekannt gewordene Fälle, in denen Ausländer Cannabis illegal aus Thailand exportierten und an Flughäfen im In- oder Ausland festgenommen wurden. Ihrer Einschätzung nach müssten bis zu 90 Prozent der rund 10.000 Verkaufsstellen im Land schließen. „Einige Ausländer werden sich vielleicht an die neue Regel halten, aber viele Thais werden einfach wieder selbst anbauen“, so Lai.



Auch Prasit Nunual, Generalsekretär des Cannabis Future Network, kritisierte die geplante Vorschrift. Viele Geschäfte hätten wegen Marktsättigung bereits aufgegeben, die Zahl der Konsumenten sei rückläufig. „Ein ärztliches Attest bringt vermutlich genauso wenig wie ein Gesundheitsschreiben für den Führerschein – es verursacht mehr Umstände als Nutzen“, sagte ein Mitglied des Netzwerks.

Da es sich bei der Ankündigung des Ministers um eine ministerielle Verfügung handelt, ist keine weitere parlamentarische Zustimmung notwendig. Dennoch gehen politische Beobachter von Verzögerungen aus. Die aktuelle Regierung unter Führung der Pheu-Thai-Partei verfügt nach dem Rückzug der Bhumjaithai-Partei nur über eine knappe Mehrheit im Parlament. Das führt zu Unsicherheiten bei der Umsetzung. Außerdem ist der rechtliche Status von Cannabis als „kontrolliertes Heilkraut“ unklar – viele Polizisten verweisen Zuständigkeiten an die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde, die jedoch kaum über ausreichendes Personal verfügt.


Thailand hatte Cannabis 2022 von der Liste der Betäubungsmittel gestrichen, mit dem Versprechen, Landwirten neue Einkommensquellen zu verschaffen und Gefängnisse zu entlasten. Doch der Markt wurde schnell überschwemmt, die Preise fielen drastisch. Einziger Wachstumsbereich ist die Verwendung von Cannabis in Spa- und Wellnesszentren.

Khun Tao, Betreiber mehrerer Cannabis-Cafés in Pattaya, fasste die Lage so zusammen: „Wir improvisieren uns durch die Vorschriften. Und daran wird sich wohl so schnell nichts ändern.“