
PATTAYA, Thailand – Die Einführung einer negativen Einkommenssteuer (Negative Income Tax, NIT) durch die Pheu-Thai-Regierung ab 2027 erscheint derzeit als feste Absicht. Finanzminister und stellvertretender Premierminister Pichai Chunhavajira betont die Maßnahme im Zusammenhang mit anderen fiskalischen Änderungen, darunter eine mögliche Erhöhung der Mehrwertsteuer von derzeit 7 Prozent.
Die NIT sieht vor, dass praktisch alle volljährigen Bürger jährlich eine Steuererklärung abgeben. Liegt das Einkommen über dem von der Regierung festgelegten Schwellenwert, greift die normale Einkommensteuer. Liegt es darunter, erhalten die Bürger Sozialleistungen und Zuschüsse. Die Umsetzung soll durch einen modernen Datenpool erfolgen, der zahlreiche bestehende Institutionen wie das Finanzamt, den Zoll, staatliche Sozialdienste, Kreditauskünfte und sogar öffentliche Gesundheitsdaten zusammenführt.
Auch ausländische Expats könnten betroffen sein, wenn sie als thailändische Bewohner mindestens 180 Tage im Jahr hier verbringen. Entscheidend ist die Aufenthaltsdauer, nicht der Visatyp, für den thailändischen Aufenthaltsstatus. Unklar bleibt zudem die Besteuerung von im Ausland erzielten Einkünften, die nach Thailand transferiert werden. Laut aktueller Mitteilung der thailändischen Steuerbehörde fällt voraussichtlich keine Steuer an, entweder im Jahr der Einkünfte oder im Folgejahr. Eine offizielle Klärung durch Kabinett oder Staatsrat steht noch aus.
Für Expats dürfte die NIT kaum Vorteile bringen, da staatliche Leistungen für einkommensschwache Thailänder vorgesehen sind. Aufgrund der strengeren Finanzregeln für Langzeitvisa ist es praktisch unmöglich, dass Expats ein Einkommen unter dem noch nicht bekannten Schwellenwert (voraussichtlich 150.000 Baht bzw. rund 4.500 US-Dollar) haben. Hinzu kommen Komplikationen durch Steuerpflichten in mehreren Ländern und die teils umstrittenen Doppelbesteuerungsabkommen.
Politisch bleibt in Thailand jedoch nichts sicher. Vorzeitige Neuwahlen könnten jederzeit eintreten, spätestens aber bis Mitte 2027. Einige Politiker stehen der NIT skeptisch gegenüber, insbesondere wegen der Schwierigkeit, das tatsächliche Einkommen im informellen Sektor zu validieren. Andere lehnen die Globalisierungsideen des Weltwirtschaftsforums ab, die in der aktuellen Regierung populär sind.
Vergleichbare Länder in der Region wie die Philippinen, Vietnam, Kambodscha und Laos beschränken die Besteuerung von Ausländern derzeit auf lokale Einkünfte aus registrierten Unternehmen. Das könnte sich jedoch ändern, wie zuletzt Vietnam zeigte, das E-Commerce- und digitale Aktivitäten stärker besteuert und die nationale Steuerdatenerfassung durch Personalausweisnummern, auch für Neugeborene, vereinheitlicht.
Die anhaltenden Unklarheiten in Thailand – etwa zur Einkommensteuerpflicht und Registrierung bei den Steuerbehörden – erschweren das internationale Marketing für das Land. Expats mit thailändischer Familie, Rentenvisum oder mehrjährigen Privilege-Permits würden klare Finanzinformationen begrüßen, doch derzeit bleibt Geduld gefragt.









