
PATTAYA, Thailand – Als Thailand am 15. Juli 2024 die visafreie Aufenthaltsdauer für Reisende aus 93 Ländern von 30 auf 60 Tage verlängerte, wurde die Entscheidung vielerorts als mutiger Schritt zur Wiederbelebung des Tourismussektors gefeiert. Ziel der Regierung war es, mit einfacherer Einreise und längeren Aufenthalten mehr Besucher und Geschäftsreisende ins Land zu holen – und so die Wirtschaft zu stärken.
Doch unter der optimistischen Oberfläche zeigen sich ernste Probleme – insbesondere in touristischen Brennpunkten wie Pattaya.
Trotz der neuen Regelung sind die Besucherzahlen zu Beginn des Jahres 2025 nicht wie erhofft gestiegen. Eine Studie des Kasikorn Research Center weist auf einen leichten Rückgang ausländischer Touristen in den ersten Monaten des Jahres hin und prognostiziert für das Gesamtjahr ein Minus von fast 3 %. Gründe sind die weltweite Konjunkturflaute, geopolitische Spannungen, steigende Kosten und der wachsende Konkurrenzdruck durch Nachbarländer wie Vietnam und Japan.
Besonders besorgniserregend ist jedoch nicht die Anzahl der Touristen, sondern wer unter dem neuen Visaprogramm einreist. Laut Angaben der Einwanderungsbehörde nutzen zunehmend ausländische Kriminelle die gelockerten Visabestimmungen, um sich als „Touristen“ der Strafverfolgung in ihren Heimatländern zu entziehen. Mit 60 Tagen visafreiem Aufenthalt – plus der Option auf 30 weitere Tage – wird Thailand unbeabsichtigt zu einem Rückzugsort für gesuchte Straftäter.
Viele dieser Personen eröffnen scheinbar harmlose Souvenirgeschäfte, Imbissstände oder kleine Hotels, mischen sich in die Tourismuswirtschaft und bleiben dabei unter dem Radar. Lokale Geschäftsleute beklagen, dass einige dieser „Touristen“ unrechtmäßig arbeiten und so thailändische Arbeitskräfte verdrängen.
Pattaya, mit seiner offenen Wirtschaft und lockeren Atmosphäre, ist besonders anfällig. Die Polizei berichtet von einer steigenden Zahl ausländischer Straftäter, die sich hier verstecken – eine Folge der erweiterten Visaregelung.
Inzwischen fordern zahlreiche Tourismusakteure eine Rücknahme der 60-Tage-Visa und plädieren für eine Rückkehr zur 30-Tage-Regelung. Zwar sollte die Maßnahme den Tourismus stärken, doch sie erleichtert offenbar illegale Aktivitäten und gefährdet sowohl das Sicherheitsgefühl als auch Pattayas Ruf als sicheres Reiseziel.
Worauf optimistische Pattaya-Besucher achten sollten:
- Visafrei ≠ Mehr Touristen: Wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten dämpfen trotz Visalockerungen die Reiselust.
- Verborgene Risiken: Längere Aufenthalte locken nicht nur Touristen, sondern auch Straftäter.
- Lokale Auswirkungen: Illegale Arbeitskräfte konkurrieren mit Thai-Unternehmen.
- Sicherheitsbedenken: Das Image Pattayas leidet unter der steigenden Kriminalitätsrate.
- Politische Gegenbewegung: Stimmen mehren sich, die eine Verkürzung der Visafreiheit fordern.
Laut Kasikorn Research Center reisten zwischen dem 1. Januar und dem 11. Mai 2025 rund 12,9 Millionen ausländische Besucher ein – ein Rückgang um 1 % gegenüber dem Vorjahr. Für das gesamte Jahr wird ein Minus von 2,8 % auf 34,5 Millionen Touristen erwartet, was einem Umsatzrückgang von 3 % auf etwa 1,62 Billionen Baht entspricht.
Hauptgründe: Wirtschaftliche Unsicherheiten, politische Konflikte (Russland-Ukraine, Nahost), gestiegene Preise für Unterkünfte und Dienstleistungen sowie Sicherheitsbedenken – vor allem bei chinesischen Touristen nach Zwischenfällen Anfang 2025.
Während Japan und Vietnam steigende Besucherzahlen verzeichnen, verliert Thailand an Attraktivität. Die Hotelpreise stiegen 2024 um 34 % im Vergleich zu 2019 – mehr als in vielen anderen Ländern. Die durchschnittlichen Ausgaben pro Reise betragen rund 1.300 USD, deutlich unter denen von Japan (1.600 USD) und Singapur (1.700 USD).
Internationale Konkurrenzländer wie Südkorea (kostenlose Visa für chinesische Gruppenreisende) und Vietnam (10-Jahres-Visa) verschärfen den Wettbewerb zusätzlich.
Flugpläne zeigen den Trend: Bis September 2025 steigen internationale Flüge nach China um 18 %, nach Japan um 16 % – nach Thailand jedoch nur um 8 %.
Die 60-Tage-Visafreiheit wurde gut gemeint eingeführt, doch ihre unbeabsichtigten Nebenwirkungen müssen offen angesprochen werden. Für Pattaya und Thailand insgesamt gilt: Optimismus ist gut – doch realistische Wachsamkeit ist besser.









