
PATTAYA, Thailand – Angesichts eines drastischen Rückgangs von über 40 % bei den chinesischen Touristenankünften hat die thailändische Regierung dringend Maßnahmen ergriffen, um Besucher aus ihrem ehemals größten Quellmarkt wieder anzulocken. Dazu gehören neu eingerichtete Fast-Track-Spuren an wichtigen Flughäfen sowie Subventionen für Charterflüge aus China im Rahmen einer groß angelegten Kampagne, die die rückläufigen Zahlen stoppen soll.
Wie Nikkei Asia berichtet, reagierten die Behörden auf wachsende Sorgen innerhalb der Tourismusbranche, nachdem die Zahl chinesischer Besucher weiter eingebrochen war. Thailands Einwanderungsbehörde hat am 12. Juli den „Happy Chinese Summer Channel“ eröffnet – eine spezielle Schnellabfertigung für chinesische Familien mit schulpflichtigen Kindern. Dieses Angebot gibt es aktuell an vier internationalen Flughäfen: an beiden Airports in Bangkok sowie in Phuket und Chiang Mai. Die Aktion läuft während der chinesischen Sommerferien bis September.
Offizielle Stellen erklärten, die neuen Spuren sollen Staus während der Hauptreisezeiten reduzieren und die Wartezeit bei der Passkontrolle von bis zu 40 Minuten auf etwa 15 Minuten verkürzen – und so das Reiseerlebnis für chinesische Familien verbessern.
Der Tourismus war lange ein entscheidender Motor für Thailands Wirtschaft und machte vor der Pandemie etwa 11 % des Bruttoinlandsprodukts aus. 2019 zählte das Land 39,9 Millionen ausländische Besucher, die Einnahmen von 1,9 Billionen Baht (rund 55 Milliarden US-Dollar) generierten. Fast 500 Milliarden Baht davon stammten von chinesischen Touristen – mehr als von jeder anderen Nationalität.
Doch aktuelle Daten des Ministeriums für Tourismus und Sport zeigen: Von Januar bis Juni 2025 sank die Zahl der chinesischen Besucher im Jahresvergleich um 34 % auf nur noch 2,26 Millionen. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum 16,6 Millionen ausländische Ankünfte gezählt – ein Rückgang von 4,7 % gegenüber dem Vorjahr.
Damit hat Malaysia China inzwischen als wichtigsten Quellmarkt überholt: Im ersten Halbjahr reisten 2,29 Millionen Malaysier nach Thailand.
Die Tourismusbehörde TAT hat daraufhin ihre Prognose für das Gesamtjahr nach unten korrigiert: Statt der ursprünglich erwarteten 39 Millionen internationalen Besucher rechnet man nun nur noch mit 35 Millionen. Auch das erwartete Tourismuseinkommen für 2025 wurde von zuvor 1,9 Billionen auf 1,77 Billionen Baht gesenkt.
Branchenexperten vermuten, dass Sicherheitsbedenken ein Hauptgrund für den Rückgang sind. Besonders ein viel beachteter Entführungsfall im Januar, bei dem ein chinesischer Schauspieler von einem Betrügerring verschleppt und nach Myanmar gebracht wurde, sorgte in China für Schlagzeilen. Obwohl er gerettet wurde, verunsicherte der Vorfall potenzielle Reisende. Seit Februar liegen die Zahlen chinesischer Besucher vier Monate in Folge über 40 % niedriger als im Vorjahreszeitraum – eine Erholung ist bislang ausgeblieben.
Sisdivachr Cheewarattanaporn, Präsident des Verbands thailändischer Reiseveranstalter (ATTA), begrüßte die neuen Regierungsmaßnahmen: „Die speziellen Einreisespuren sind ein guter Schritt, um chinesischen Touristen entgegenzukommen“, sagte er gegenüber Nikkei Asia. „Alles, was Thailand tun kann, um sie zurückzugewinnen, ist positiv zu sehen.“
Neben der Beschleunigung der Einreise hat Thailand ein Budget von 750 Millionen Baht für eine weltweite Kampagne namens „Thailand Summer Blast“ genehmigt. Davon sollen 350 Millionen Baht gezielt Charterflug-Subventionen aus China und anderen wichtigen Märkten finanzieren.
Als Teil der Rückgewinnungsstrategie wird ATTA außerdem noch im Juli und Anfang August Roadshows in Chongqing, Lanzhou und Hangzhou durchführen. Diese B2B-Veranstaltungen sollen thailändische Reiseveranstalter direkt mit chinesischen Partnern vernetzen, neue Produkte vorstellen und Vertrauen in puncto Sicherheit und Servicebereitschaft stärken.
Die thailändische Regierung hofft, dass diese gebündelten Maßnahmen helfen, die für die Tourismuswirtschaft des Landes so wichtigen chinesischen Besucherzahlen wieder anzukurbeln – und Vertrauen bei Reisenden wie auch bei Branchenvertretern zurückzugewinnen.










