
PATTAYA, Thailand – Jahrelang lebte Pattaya von der schieren Masse an Touristen. Von günstigen Hotels und belebten Buffets über Strandverkäufer bis hin zu Einkaufszentren – fast jede wirtschaftliche Schicht der Stadt basierte auf einem Fundament: dem Massentourismus. Und unter all diesen Touristen waren die Chinesen die wichtigste Gruppe für den Rhythmus der Stadt.
Doch jetzt, da chinesische Besucher nahezu verschwunden sind, steht Pattaya vor seiner bisher schmerzhaftesten Bewährungsprobe.
Vor der Pandemie pulsierte die Stadt von chinesischen Reisegruppen. Täglich entluden Busse Hunderte von Touristen, die sich auf Kabarettshows, schwimmende Märkte, Massagesalons und Fischrestaurants verteilten. Schilder in Mandarin säumten die Ladenfronten. Ganze Straßenzüge richteten sich nach den Gewohnheiten, der Sprache und dem Kaufverhalten dieser Besucher. Das Geld floss beständig, vorhersehbar und veränderte die Stadt. Dann stoppte alles.
Bis Mitte 2025 liegen die Zahlen der chinesischen Touristenankünfte in Thailand weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres betraten weniger als zwei Millionen chinesische Reisende das Land – ein Schatten der 11,1 Millionen aus dem Jahr 2019. Für Pattaya, eines der am stärksten von China abhängigen Reiseziele des Landes, fühlt sich diese Abwesenheit wie eine frische offene Wunde an.
Die lokalen Unternehmen leiden still vor sich hin. In einem Buffetrestaurant nahe dem Bali Hai Pier erzählt der Manager, dass früher täglich fünf vollbesetzte Reisebusse aus China eingetroffen seien. Heute steht der Speisesaal an vielen Abenden nahezu leer. Ehemals gut frequentierte Läden, die Souvenirs, Kosmetik und Snacks speziell für chinesische Gäste anboten, sind entweder geschlossen oder stehen still. Massagesalons, die einst Wartelisten hatten, bleiben dunkel und verschlossen.
Der Schmerz beschränkt sich nicht auf kleine Händler. Mittelklassehotels, die auf schnell drehende Reisegruppen setzten, verzeichnen hohe Leerstände und rückläufige Einnahmen. Viele dieser Hotels wurden speziell für Reisegruppen gebaut – mit großen Speisesälen, begrenzten Annehmlichkeiten und minimaler Ausbildung für individuelle Reisende. Dieses Geschäftsmodell funktioniert heute nicht mehr.
Besonders schmerzlich ist, dass dieser Abschwung vermeidbar gewesen wäre. Pattaya hatte die Warnzeichen seiner Überabhängigkeit schon lange erkannt. Tourismusexperten warnten davor, die Wirtschaft auf einen dominanten Markt und ein einziges Verhaltensmuster – Massenankünfte, schnelles Konsumieren, rascher Abgang – zu bauen. Doch das Geld war zu verlockend. Reiseveranstalter, Hotelentwickler und Stadtverantwortliche setzten auf den Boom, ohne sich auf einen Einbruch vorzubereiten.
Die Gründe für das Ausbleiben der chinesischen Touristen sind komplex. Für die Geschäftsleute auf der Straße zählen aber nicht internationale Politik oder demografische Veränderungen, sondern die Folgen: Einkommensverluste, reduzierte Mitarbeiterzahlen und ungewisse Zukunftsaussichten.
Zudem wächst die Sorge, dass die Schäden nicht nur vorübergehend sind. Pattayas starke Ausrichtung auf chinesischen Massentourismus – von Beschilderung und Preisen bis hin zu Speisekarten und Warenangebot – hat ein sehr enges Profil geschaffen, das andere Reisende eher abschreckt. Indische, russische und europäische Besucher kommen zwar weiterhin, aber in anderen Mustern und mit anderen Vorlieben. Sie reisen nicht in Gruppen und geben ihr Geld nicht so konzentriert aus.
Auch die chinesischen Touristen, die langsam zurückkehren, sind anders als früher. Viele bevorzugen nun individuelle Reisen und suchen nach bedeutsamen, maßgeschneiderten Erlebnissen statt Gruppen-Shoppingtouren. In seinem jetzigen Zustand dürfte Pattaya für diese neue Generation weniger attraktiv sein.
Kurz gesagt: Pattaya steckt fest zwischen einer Vergangenheit, die nicht mehr funktioniert, und einer Zukunft, auf die es noch nicht vorbereitet ist.
Was die Stadt jetzt braucht, ist nicht nur Werbung oder Anreize – sondern eine grundsätzliche Neuausrichtung. Die Zeiten, in denen fünf Busse pro Nacht kamen, sind vorbei. Die Ära, in der man auf einen einzigen Markt setzte, ist vorbei. Wenn Pattaya überleben – und gedeihen – will, muss es eine neue Basis schaffen: flexibel, vielfältig und widerstandsfähig.
Denn für Pattaya ist das Verschwinden der chinesischen Touristen nicht nur ein Marktwandel – es ist eine Warnung. Und wenn diese ungehört bleibt, könnte die Stadt nicht nur langsam erholen, sondern ganz abgehängt werden.









