Pattayas Nachtleben am Tropf: Frauen kämpfen, Touristen bleiben aus

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Zwei Bar-Mädchen nahe Soi 6 – ihre besorgten Gesichter spiegeln die Krise des Pattaya-Nachtlebens wider. (Foto: Jetsada Homklin)

PATTAYA, Thailand – „Such dir einen richtigen Job“, spottete kürzlich ein Online-Kommentator. Doch für viele Frauen im Nachtleben Pattayas liegt das Problem nicht in mangelndem Fleiß, sondern in einer Branche, die in der Vergangenheit stecken geblieben ist. Bars, die einst mit Trinkgeldern, Provisionen und Vergünstigungen wie kostenloser Unterkunft, Strom oder Internet florierten, verzeichnen sinkende Einnahmen, da sich die Zusammensetzung der Touristen stark verändert hat.

Branchenkenner mit jahrzehntelanger Erfahrung sehen Pattayas Nachtleben seit Jahren im Stillstand. „Ich bin seit 24 Jahren dabei. Nichts hat sich wirklich verändert, und genau deshalb stirbt es“, so ein Betreiber. „Billige Drinks, Pooltische und Mädchen in High Heels reichen nicht mehr. Pattaya, Phuket und Hua Hin sind weitgehend leer – abgesehen von einsamen Rentnern oder ein paar indischen Touristen.“

Die Corona-Pandemie hat bestehende Probleme noch verschärft. Westliche Touristen, die traditionell am meisten Geld in Bars ausgaben, kommen seltener. Stattdessen dominieren Gäste aus China, Russland und Indien, die laut Betreibern vergleichsweise wenig zum Nachtleben beitragen. „Die Welt ist seit der Pandemie eine andere“, erklärte der Betreiber. „Viele spüren die finanziellen Folgen immer noch. Wer reist, gibt weniger aus.“



Online-Kommentare zeigen zunehmende Unzufriedenheit mit dem bestehenden Modell. Pattaya richte sich fast ausschließlich an alleinreisende Männer aus Indien oder dem Nahen Osten sowie ältere westliche Männer, die „zu wenig konsumieren“. Andere fordern eine stärkere Regulierung und neue Zonen, um die Stadt attraktiver zu machen. Billigtourismus bringe langfristig keine Einnahmen, während zahlungskräftige Besucher von aggressiven Anwerbemethoden abgeschreckt würden.

Für die Frauen selbst ist das Nachtleben zum Überlebenskampf geworden. Früher verdienten sie Grundgehalt, Provisionen und Trinkgelder, oft deutlich mehr als den thailändischen Durchschnittslohn. In Hochzeiten lagen die Einkommen einzelner sogar auf Managerebene. Heute sind die Einnahmen stark geschrumpft – und mit ihnen die Sicherheit des Sektors.


Viele Beobachter fordern deshalb eine Neuausrichtung. „Wohlhabende Touristen wollen nicht von Bar-Mädchen in 200-Baht-Kleidern angeschrien werden“, schrieb ein Kommentator. „Viele Resorts wirken heruntergekommen. Thailand kann viel bieten, aber nicht mit dem alten Modell.“

Gleichzeitig warnen Verteidiger: „Ohne das Nachtleben hätte niemand von Pattaya gehört.“ Doch auch Befürworter erkennen, dass Innovation nötig ist – von neuen Unterhaltungskonzepten über familienfreundliche Zonen bis hin zu hochwertigeren Resorts. Einigkeit besteht darin, dass Pattaya frische Ideen und einen klaren Plan braucht, um sein Nachtleben zu retten. Andernfalls droht der Sektor weiter zu verfallen – und die Frauen, die Pattayas Ruf einst prägten, geraten noch tiefer in Schwierigkeiten.