Europäer in Pattaya meiden Walking Street – Zu laut, zu teuer, zu viel Bollywood

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Einst das Herz des Nachtlebens, wirkt Pattayas Walking Street für viele Europäer heute fremd – zu laut, zu teuer, nicht mehr ihre Szene. (Foto – Pattaya Beach Road, Thailand)

PATTAYA, Thailand Einst als das Nachtleben-Mekka Südostasiens gefeiert, steht Pattayas Walking Street heute im Kreuzfeuer der Kritik: steigende Preise, kulturelle Reibungen und ein Publikum, das sich zunehmend entfremdet fühlt. Für viele europäische Stammgäste ist die Frage längst nicht mehr „Was ist passiert?“, sondern „Wohin als Nächstes?“

„Früher war die Walking Street elektrisierend“, erinnert sich ein australisches Paar. „Meeresfrüchte, Musik, Menschen – jetzt ist nichts mehr davon übrig. Wir meiden die Gegend. Und wir sind nicht die Einzigen. Traurig, aber wahr.“



Viele Veteranen aus Pattayas goldenen Partyjahren sehen nicht nur finanzielle Gründe für die Wende. Vor allem die wachsende Präsenz von Bollywood-Musik und indisch geprägten Clubs stößt einigen sauer auf. „Ich war in sieben Jahren vielleicht viermal dort – meist, um Gäste herumzuführen“, berichtet ein ortsansässiger Auswanderer. „Heute ist alles russisch, indisch und überteuert. Kein Anreiz mehr.“

Andere betrachten die Situation differenzierter. Ein thailändischer Tourist merkte an: „Man sollte fair bleiben. Warum soll Walking Street nur westliche Musik spielen? Die Touristen kommen mittlerweile aus aller Welt – China, Russland, Indien. Es ist nicht mehr nur eine westliche Partymeile.“

Trotzdem zeigen sich viele westliche Besucher enttäuscht. „Früher war es mein Lieblingsort auf der Welt“, schreibt ein Mann. „Seit dem Bollywood-Übernahme meide ich die Straße wie die Pest.“

Neben dem kulturellen Wandel kritisieren Langzeitbesucher auch die Regierungspolitik. Ein Europäer meint: „Thailand schreckt Touristen ab – kürzere Visa, Digitalsteuer, sogar eine mögliche Ausreisesteuer stehen im Raum.“

Auch die Preise sorgen für Frust. „Die Getränkepreise waren schon immer hoch, selbst vor dem indischen Einfluss“, heißt es in einem Kommentar. „Jetzt ist es überall überzogen.“

Mit dem starken Baht, teureren Flügen und neuen Abgaben sagen viele Europäer, dass Thailand nicht mehr das Preis-Leistungs-Verhältnis bietet, das es einst attraktiv machte. Einige ziehen Alternativen in Betracht: „Ich denke, nächstes Mal probiere ich Kambodscha.“

Orte wie Jomtien, Soi Buakhao und Naklua gelten inzwischen als Rückzugsorte für jene, die Pattaya mögen, aber auf den Trubel der Walking Street verzichten möchten. „Nicht alles ist Bollywood“, sagt ein Besucher aus Bangkok. „Bamboo Bar ist jede Nacht voll. Lucifer, 808 und Stone laufen auch gut. Man übertreibt gerne.“

Ob Pattaya sich wandelt oder zerfällt, ist Ansichtssache. Für manche ist es ein natürlicher Wandel hin zu mehr Vielfalt, für andere das Ende einer Ära westlich geprägter Ausgehkultur.

Oder wie ein Kommentator es drastisch formulierte: „Das ist nicht mehr Pattaya. Man könnte gleich ein Cricketfeld auf der Walking Street bauen.“

Andere bleiben gelassener: „Wenn du nicht mit anderen Kulturen klarkommst, liegt das Problem vielleicht nicht bei den anderen.“