Deutsche Ruheständler in Pattaya: Nachtleben-Klagen ignoriert, Gesellschaft und Komfort bleiben entscheidend

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Deutsche Ruheständler in Pattaya weisen Klagen über das Nachtleben als „jedes Jahr dasselbe Gejammer“ zurück, erkennen jedoch an, dass die Stadt ihnen weiterhin das bietet, was sie suchen – Gesellschaft und Komfort. (Foto: Jetsada Homklin)

PATTAYA, Thailand – Pattayas Ruf als Zufluchtsort für Ruheständler hält seit Jahrzehnten an, auch wenn regelmäßig Stimmen behaupten, die Stadt sei „am Tropf“. Tourismuszyklen wechseln, jede Nebensaison bringt die gleichen Klagen. Ein langjähriger deutscher Resident fasste es in der Pattaya Blatt treffend zusammen: „Jedes Jahr dasselbe Gejammer. In der Hochsaison verdienen sie genug, um die Flaute zu überstehen. Aber sparen können sie nicht.“ Da Pattaya seit über 40 Jahren in diesem Rhythmus lebt, erwartet kaum jemand eine Veränderung.

Das Problem liegt auf der Hand: Viele Beschäftigte im Nachtleben führen ein Leben zwischen Überschwang und Mangel – großzügige Ausgaben in den Boommonaten, finanzielle Engpässe, sobald die Besucherzahlen sinken. Während manche Touristen Mitleid mit den Frauen in den Bars empfinden, betonen erfahrene Ruheständler, dass fehlende Rücklagen und mangelnde Eigenverantwortung diesen Kreislauf am Leben halten.

Trotzdem bleibt Pattaya für Ruheständler aus Deutschland, Europa und Nordamerika attraktiv. Die Lebenshaltungskosten sind – trotz schleichender Inflation – niedriger als in den Heimatländern, die medizinische Versorgung ist zugänglich, das Klima warm, und soziale Kontakte lassen sich leicht knüpfen. Doch die eigentliche Anziehungskraft ist oft einfacher, wie ein weiterer deutscher Auswanderer formulierte: „Weil jeder hier eine Freundin hat, solange er da ist.“



Diese Aussage mag salopp wirken, beschreibt jedoch den Kern: Die Aussicht auf Gesellschaft – ob temporär, gegen Bezahlung oder aufrichtig – bietet vielen Älteren etwas, das ihnen in der Heimat fehlt: Zuwendung, Nähe und das Gefühl von Zugehörigkeit.

Kritiker werfen ein, dass diese „Girlfriend-Kultur“ beide Seiten verzerrt. Für die Einheimischen führt sie zu einer Abhängigkeit vom saisonalen Einkommen, für Ruheständler zu Illusionen von Dauerhaftigkeit und Familie, die zerbrechen können, wenn das Geld ausgeht. Dennoch funktioniert dieser Austausch für viele gut genug, um Pattaya weiterhin ganz oben auf der Liste zu halten.


Die Frage lautet weniger, ob Pattaya noch Rentner anzieht – das tut es eindeutig – als vielmehr, ob die Stadt sich langfristig auf diesem fragilen Arrangement behaupten kann. Solange das Nachtleben seine Abhängigkeit offen zugibt und ältere Ausländer die Gesellschaft als wertvollstes Gut betrachten, droht Pattaya weniger als Ferienort und mehr als Zufluchtsort für Einsame wahrgenommen zu werden.