
PATTAYA, Thailand – Touristen überqueren Kontinente, buchen teure Hotels direkt am Strand und geben Tausende Dollar aus – nicht, um dann an der Küste von Pattaya vor einem dichten Wald aus Sonnenschirmen und Liegestühlen zu stehen, die so eng gestellt sind, dass sie nicht einmal mehr das Meer sehen können. Geschweige denn sich kostenlos unter einen Baum zu setzen.
Dieses Unbehagen teilen immer mehr Besucher, die von der sogenannten „Schirm-Mafia“ sprechen – ein Spitzname für Anbieter, die große Teile des Strandes mit dicht gedrängten Stühlen und Sonnenschirmen belegen.
„Es ist furchtbar“, sagt ein Langzeiturlauber und trifft damit den Nerv vieler Meinungen, die online wie offline kursieren. „Wir zahlen Tausende für den Flug, Hotels, Restaurants – und am Ende kann man den Strand nicht genießen, ohne eine überteuerte Liege unter einem dunklen Schirmdach mieten zu müssen.“
Neuen Aufwind bekam die Debatte durch den „No Chair Day“ – eine Initiative der Stadt Pattaya, die Strandästhetik zu bewahren und dem Sand eine Pause zu gönnen. Die Reaktionen darauf fielen gemischt aus: Manche Touristen lobten das freie, natürliche Bild ohne Hindernisse. „Das war das erste Mal, dass ich das Meer überhaupt von der Beach Road aus gesehen habe“, bemerkte ein Besucher.

Andere wiederum vermissen den Komfort – gerade ältere Gäste oder Familien mit Kindern. Auch die Anbieter selbst fühlen sich durch die Regelung getroffen. „Warum sollen wir einen Tag schließen? Es ist sowieso schon schwer genug, zu überleben“, klagt ein Betreiber von Liegestühlen. Vorgeschlagen wurde, feste „No Chair“-Zonen einzurichten – ähnlich wie die abgesperrten Schwimmbereiche – um einen Kompromiss zu schaffen.
Doch viele sehen ein tiefer liegendes Problem: nicht einen einzigen stuhlfreien Tag, sondern die alltägliche Vereinnahmung des öffentlichen Strandes. „Man kann sich nicht mal unter einen Baum setzen, ohne weggeschickt zu werden“, beschwert sich ein Tourist. „Sie haben uns die Aussicht, den Schatten und den Strand selbst genommen – und wundern sich dann über sinkende Touristenzahlen.“
Während Pattaya weiter um eine Lösung ringt, bleibt eines klar: Der Strand ist mehr als eine Geschäftsfläche – er ist das Herzstück der Stadt. Und angesichts harter Konkurrenz durch andere Reiseziele könnte es entscheidend sein, dass Besucher den Strand genießen dürfen, ohne bedrängt oder blockiert zu werden.
Wie es ein enttäuschter Urlauber zusammenfasste: „Ich habe die ganze Welt bereist, aber sowas gibt’s nirgends. Es ist das Gegenteil von Gastfreundschaft.“









