Neue thailändisch geführte Taskforce geht gegen grenzüberschreitende Betrugsbanden in Südostasien vor

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Schlag gegen das „Gok An“-Netzwerk: Über 1,1 Milliarden Baht an Vermögenswerten beschlagnahmt, internationale Haftbefehle laufen.

PATTAYA, Thailand – Die Königliche Thailändische Polizei hat vor der anhaltenden Bedrohung durch Callcenter-Banden gewarnt, die von Nachbarländern aus operieren. Gleichzeitig stellte sie ihren neuen strategischen Plan „I2LAI“ vor, der innerhalb von drei Monaten durch verstärkte internationale Zusammenarbeit diese kriminellen Netzwerke zerschlagen soll. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Netzwerk „Gok An“.

Bei einer Pressekonferenz im Hauptquartier der Nationalen Polizei erläuterte General Thatchai Pitanilabut, Chef der Abteilung zur Bekämpfung von Technologiedelikten und Leiter der UNODC-Taskforce gegen Callcenter-Kriminalität und Menschenhandel, die aktuelle Lage: Callcenter-Banden haben weiterhin feste Strukturen in Kambodscha, Myanmar und Laos. Thailand dient dabei häufig als Transit- und Rekrutierungsland, um sowohl thailändische Bürger als auch Ausländer in betrügerische Aktivitäten zu locken.



In Myanmar führten jüngste Razzien mit Strom-, Internet- und Treibstoffsperren in Regionen wie Shwekokko und KK Park zur Identifizierung von fast 8.900 Opfern aus 36 Nationen. Einige Banden verstecken sich jedoch weiterhin im Süden von Myawaddy. In Kambodscha breiten sich Callcenter-Banden rapide aus; 52 bekannte Hotspots in zehn Provinzen wurden identifiziert, vor allem in Grenzregionen bei Poipet und zur vietnamesischen Grenze. Diese Strukturen werden häufig von chinesischen Kriminellen betrieben, die durch lokale Netzwerke geschützt sind. Manche Banden haben ihre Aktivitäten sogar nach Thailand verlegt, um gezielt ausländische Opfer wie Australier, Vietnamesen, Koreaner und Chinesen zu betrügen. Thailändische Behörden konnten dabei bereits Verdächtige festnehmen.


Die Polizei in Thailand hat nun gemeinsam mit der Task Force 88 und dem UNODC die Strategie „I2LAI“ ins Leben gerufen, die auf fünf Säulen basiert:

  1. Zerschlagung der Infrastruktur: Unterbrechung von Strom- und Internetversorgung an Einsatzorten.
  2. Blockade der Netzwerke: Schließung von Rekrutierungsseiten, Fake-Jobanzeigen, Geldwäscherkonten, Krypto-Kanälen und grenzüberschreitenden Unterstützergruppen.
  3. Repression und Vermögensbeschlagnahme: Ermittlungen und Maßnahmen gegen Betreiber, Hintermänner und Unterstützer.
  4. Einsatz von KI-Technologie: Überwachung, Prävention und Blockierung Thailands als Transit- und Betrugshub.
  5. Globale Zusammenarbeit: Einrichtung eines „War Room“ im Polizeihauptquartier zur schnellen Koordination mit internationalen Partnern wie UNODC, INTERPOL und FBI. Ziel ist es, innerhalb von drei Monaten messbare Ergebnisse zu erzielen.

General Thatchai berichtete außerdem über Fortschritte im Fall des „Gok An“-Netzwerks: Bei Razzien an 20 Standorten in Bangkok, Samut Prakan und Chonburi wurden Vermögenswerte im Wert von über 1,1 Milliarden Baht sichergestellt, darunter 27 Millionen Baht Bargeld und Luxusfahrzeuge. Gegen alle Beteiligten werden Haftbefehle vorbereitet; weitere Beschlagnahmungen sind geplant – sowohl im In- als auch im Ausland.


Er bestätigte, dass der thailändischen Polizei eindeutige Beweise vorliegen, darunter auch Daten des FBI, die „Gok An“ als Eigentümer mehrerer Gebäude identifizieren, in denen Callcenter-Betrügereien durchgeführt wurden. Die Verdächtigen befinden sich derzeit im Ausland, INTERPOL hat internationale Haftbefehle („Red Notices“) ausgestellt. Außerdem werde geprüft, ob thailändische Beamte oder politische Kontakte verwickelt sind.

Im Zusammenhang mit der Krypto-Börse Hui One, die als Geldwäschevehikel für Callcenter-Banden gilt und von den USA auf eine Schwarze Liste gesetzt wurde, bezeichnete General Thatchai die Ermittlungen als wichtigen Ansatzpunkt.


Anfang Juli fand zudem ein Austausch mit INTERPOL statt, der zu einem global abgestimmten Vorgehen gegen Callcenter-Kriminalität führte, an dem 196 Mitgliedsstaaten beteiligt sind. General Thatchai äußerte sich zuversichtlich, dass auch die Behörden in Kambodscha durch wachsenden sozialen Druck und internationale Kooperation die eigenen Maßnahmen verschärfen werden.

Er betonte abschließend, dass die anhaltende Bedrohung durch Betrugsbanden auf systemischen Problemen beruhe, die nur mit Unterstützung der thailändischen Öffentlichkeit nachhaltig gelöst werden könnten. (TNA)