
PATTAYA, Thailand – Pattaya, einst das Aushängeschild von Thailands Tourismuswirtschaft, sieht sich in der aktuellen Nebensaison mit einer ernüchternden Wahrheit konfrontiert: Die Erholung des internationalen Tourismus stockt, die Ankünfte bleiben hinter den Erwartungen zurück – und die Hotelumsätze schrumpfen. Lokale Akteure fordern nun mehr Realismus, Anpassungsfähigkeit und strukturelle Reformen.
Laut dem aktuellen Hotel Business Confidence Index vom Mai 2025, herausgegeben von der Thai Hotels Association (THA) in Zusammenarbeit mit der Bank of Thailand, ist der Ausblick besorgniserregend. Die Umfrage, die vom 13. bis 28. Mai unter 116 Hotelbetreibern durchgeführt wurde, zeigt: Über die Hälfte der thailändischen Hotels rechnet 2025 mit einem Rückgang internationaler Gästezahlen – insbesondere aus Kurzstreckenmärkten (ohne China).
Im zweiten Quartal 2025 erwarten mehr als 50 % der Hotelbetreiber Umsatzrückgänge, besonders stark betroffen sind der Norden und das Zentralthailand, wo die Einnahmen um mindestens 10 % einbrechen sollen.
Die konkreten Erwartungen:
27 % der Hotels rechnen mit Umsatzeinbußen von über 20 %
20 % erwarten einen Rückgang zwischen 11–20 %
8 % sehen Verluste von 6–10 % voraus
Nur 17 % gehen von stabilen Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr aus
Auch Pattaya und die Ostregion, die üblicherweise robuster sind, zeigen Schwäche. Die durchschnittliche Auslastung lag im Mai bei nur 62,2 % – nach 69,2 % im April – und soll im Juni auf 51,5 % fallen. Für viele Betriebe liegt das deutlich unter dem nachhaltigen Niveau.
Nach Hotelkategorie aufgeschlüsselt:
- Häuser mit vier Sternen oder mehr erreichten 58,4 % Auslastung
- Kleinere Hotels (drei Sterne oder weniger) kamen lediglich auf 49,8 %
Die meisten ausländischen Gäste stammten aus Europa, Russland und nicht-ASEAN-Staaten Asiens. Doch höhere Betriebskosten, wachsende Konkurrenz und ein verändertes Reiseverhalten dämpfen Thailands Attraktivität.
„Wir müssen der Realität ins Auge blicken“, sagte THA-Präsident Thienprasith Chaipattranan. „Hotels stehen unter enormem Druck – von globalen Unsicherheiten, steigenden Kosten und dem Wettbewerb mit Nachbarländern. Touristen sind preissensibler geworden und sehen Thailand nicht mehr als das Schnäppchen, das es einmal war.“
Während Länder in der Region verstärkt in Sicherheit und Infrastruktur investieren, steigen in Thailand die Hotelpreise – getrieben durch Inflation und höhere Löhne. Das erschwert die Positionierung als preisgünstiges Reiseziel zusätzlich.
Ein Hoffnungsschimmer ist das neue Regierungsprogramm Thai Travel Co-Pay, das mit staatlichen Zuschüssen Inlandsreisen zwischen Juni und September fördern soll. Die Initiative könnte laut Prognosen die Hotelumsätze im Schnitt um 5 % anheben – ein kleiner, aber willkommener Effekt.
Tourismusminister Sruangsak Thienthong bestätigte, dass sich Unternehmen bereits registrieren können; die Anmeldung für Bürger soll kommende Woche starten. Die endgültige Haushaltsfreigabe durch das Kabinett steht zwar noch aus, doch Registrierungsprozesse wurden vorgezogen, um einen pünktlichen Start zum 1. Juli 2025 zu ermöglichen.
Parallel dazu hat die Tourismusbehörde TAT unter der Leitung von Gouverneurin Thapanee Kiatphaibool bereits Onlineportale freigeschaltet – unter thai.tourismthailand.org und partner.tat.or.th – damit interessierte Unternehmen sich vorab registrieren können.
Dennoch mahnen Branchenvertreter: Ohne nachhaltige Unterstützung werden viele kleinere, thailändisch geführte Hotels aufgeben müssen – wegen Personalkosten, Krediten und fehlender Nachfrage.
„Ohne langfristige Reformen sehen wir mehr Schließungen und Verkäufe“, warnte ein Hotelier aus Pattaya. „Die Besucher sind da – aber sie bleiben kürzer und geben weniger aus.“
Die Regierung hat als Reaktion fünf langfristige Maßnahmen vorgestellt, die den Tourismus zur nationalen Priorität machen sollen:
- Offensive internationale Imagepflege
- Sicherheitsmaßnahmen im ganzen Land
- Effizientere Service- und Visa-Prozesse
- Investitionen in Infrastruktur
- Ganzjährige Tourismusangebote
Die THA sieht darin eine Chance, Vertrauen zurückzugewinnen und Thailands Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Doch die Zeit drängt.
Pattayas Zukunft hängt davon ab, wie entschlossen die Stadt der Realität begegnet – mit Offenheit, neuen Konzepten und nachhaltigem Denken. Sonst droht aus dem Vorzeigemodell der Vergangenheit ein mahnendes Beispiel für verpasste Chancen in der Post-Pandemie-Ära zu werden.









