
PATTAYA, Thailand – Während Thailand in eine neue Phase politischer Turbulenzen stolpert – mit wachsenden Protesten, diplomatischen Skandalen und lauter werdenden Rücktrittsforderungen an Premierministerin Paetongtarn Shinawatra – blickt Pattayas Geschäfts- und Tourismuswelt mit wachsender Sorge auf die Entwicklung. Die Strandmetropole leidet bereits unter schwachen Touristenzahlen, sinkenden Hotelumsätzen und der Flaute der Nebensaison – politische Instabilität könnte nun der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Pattaya lebt von Stabilität, Vorhersehbarkeit und Vertrauen. Doch seit Bilder von Protestlagern in Bangkok um die Welt gehen und eine durchgesickerte Tonaufnahme zwischen dem Premierminister und Kambodschas Hun Sen für diplomatische Verwicklungen sorgt, werden internationale Touristen – und Investoren – zunehmend zurückhaltend.
„Ein einziger negativer Reisehinweis oder eine Schlagzeile im Ausland kann uns einen ganzen Monat Einnahmen kosten“, sagt ein lokaler Hotelbetreiber. „Wir sind gerade erst aus der Pandemie herausgekommen – und jetzt das?“
Laut der Thai Hotels Association erwarten über 50 % der Hotels für das zweite Quartal 2025 sinkende Umsätze, viele berichten von Einbrüchen von 20 % oder mehr. Die Auslastung in Pattaya und der Ostregion fiel im Mai auf 62,2 % – für Juni wird ein weiterer Rückgang prognostiziert, gerade als die Stadt in die Nebensaison eintritt. Politische Unruhen in Bangkok könnten den Abschwung nun noch verstärken.
Für internationale Besucher, vor allem aus Europa und Ostasien, ist politische Unsicherheit ein Warnsignal. Viele erinnern sich an die Flughafenblockaden von 2008 oder die Putsche 2006 und 2014. Selbst friedliche Demonstrationen können Reisebuchungen bremsen – Reiseveranstalter ändern Routen, Versicherer warnen vor Risiken.
Doch nicht nur Touristen zeigen sich nervös. Auch Investoren und Projektentwickler beobachten die Lage mit wachsender Anspannung. Eine volatile politische Lage könnte ausländische Direktinvestitionen hemmen, Infrastrukturprojekte verzögern und die Kreditvergabe erschweren – insbesondere für thailändische Klein- und Mittelbetriebe, die in der Nebensaison ums Überleben kämpfen.
„Vertrauen ist alles“, sagt ein Immobilienberater aus dem Eastern Seaboard. „Ob man ein neues Hotel baut oder eine Tourenagentur betreibt – politische Unruhe lässt alle zögern. Und in Pattaya kostet Zögern Arbeitsplätze.“
Die Regierung versucht derweil, mit dem Programm Thai Travel Co-Pay den Inlandstourismus zwischen Juni und September anzukurbeln. Erwartet wird ein Umsatzplus von etwa 5 % für teilnehmende Hotels. Doch politischer Wirbel könnte selbst diese Maßnahme untergraben – denn auch thailändische Haushalte werden angesichts der Unsicherheit zurückhaltender.
„Das Timing ist katastrophal“, klagt ein Reiseveranstalter. „Gerade als wir ein Werkzeug hatten, um thailändische Familien wieder zum Reisen zu bringen, schauen sie lieber Parlamentsschlachten im Fernsehen, statt Wochenendausflüge zu planen.“
Angesichts wachsender Protestaufrufe und der Drohung von Oppositionsgruppen, das Regierungsgebäude bis zum 24. Juni zu blockieren, befindet sich Pattayas Wirtschaft in einer bekannten, aber frustrierenden Lage: im Kreuzfeuer nationaler Krisen, ohne eigene Kontrolle.
Um die Krise zu überstehen, fordern viele Akteure in Pattaya entschlossenes Handeln der Regierung – zur Wiederherstellung des Vertrauens, sowohl im Inland als auch international.
„Die Touristen müssen thailändische Politik nicht verstehen“, meint ein Barbesitzer. „Sie müssen nur das Gefühl haben, dass das Land sicher, stabil und einladend ist. Wenn nicht, fliegen sie halt nach Vietnam.“