Wie geht es weiter im thailändisch-kambodschanischen Grenzstreit?

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Die Hoffnung ist, dass der Geist der Kooperation zwischen Thailand und Kambodscha einen neuen Anfang markiert.

Allgemein herrscht Erleichterung darüber, dass erste – wenn auch kleine – Schritte zur Deeskalation zwischen Bangkok und Phnom Penh unternommen wurden. Die offizielle Erklärung bestätigt einen sofortigen Waffenstillstand (technisch ab Mitternacht), gefolgt von einem informellen Treffen hochrangiger Militärs beider Seiten am Morgen des 29. Juli sowie möglicher Beteiligung von Verteidigungsattachés der ASEAN-Staaten. Nach jüngsten Berichten aus Bangkok soll ASEAN die Einhaltung des Waffenstillstands überwachen.

Für den 4. August ist zudem ein Treffen des „General Border Committee“ geplant. Ob es sich dabei um dasselbe bilaterale Gremium wie die bisherige „Joint Boundary Commission“ handelt oder um eine neue Form mit einem dritten Vorsitzenden, ist unklar. Dieses Komitee tagte zuletzt im Juni, konnte aber bei den vier besonders umstrittenen Bereichen im Emerald Triangle, einschließlich der alten Tempelanlagen, keine Fortschritte erzielen.



Ermutigend in den Dankesworten des thailändischen kommissarischen Premierministers Phumtham Wechayachai und des kambodschanischen Premierministers Hun Manet war der ausdrückliche Dank an die USA und China, die das Treffen ermöglicht haben. Wie zu erwarten, lobte das Weiße Haus umgehend Ex-Präsident Donald Trump und brachte ihn prompt für den Friedensnobelpreis ins Spiel. China äußerte sich bislang nicht im Detail.

Malaysias Premierminister Anwar Ibrahim betonte, dass der zehn Staaten umfassende ASEAN-Verbund eine Beobachterrolle einnehmen werde. ASEAN wird zwar nicht direkt in die Detailverhandlungen eingreifen, übernimmt aber eine quasi-unabhängige Funktion, die weder Kambodscha noch Thailand ignorieren können. Insofern ist die Erwähnung von ASEAN-Verteidigungsattachés im gemeinsamen Waffenstillstands-Kommuniqué ein positives Signal.


Doch nun beginnt die eigentliche Arbeit: Ein besonders heikler Punkt ist das Verfahren. Thailand setzt auf eine rein bilaterale Lösung, während Kambodscha die Angelegenheit des Hindu-Tempels Preah Vihear bereits zum dritten Mal vor den Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag gebracht hat. Offene Frage: Wird Kambodscha diese Klage zurückziehen? Bisher hat der IGH Kambodscha 1962 und 2013 Recht gegeben. Sollte Phnom Penh nicht zurückziehen, ist schwer vorstellbar, dass Thailand ein UN-Schiedsverfahren akzeptiert, da das Land seine Anerkennung von IGH-Urteilen bereits 1960 zurückgezogen hat.

Hinzu kommt, dass sich die Kontrolllinien im Grenzgebiet in den letzten zwei Monaten verändert haben. Thailändische Truppen besetzten mehrere Hügel nahe strittiger Tempel, während Kambodscha ländliche Bezirke besetzt haben soll, deren Status seit über 100 Jahren unklar ist. Grundproblem: Beide Seiten arbeiten mit unterschiedlichen Karten, teils aus den Jahren 1904 und 1907. Für ein echtes Abkommen müssen daher Rückzüge und Abzug von Artillerie sehr präzise verhandelt und festgehalten werden.


Manche hoffen, dass sich die USA oder China einschalten, sollte der Streit erneut eskalieren. Doch keine der Großmächte will in diesen Sumpf geraten. Trump interessiert sich wohl nur dafür, ob das Abkommen hält, insbesondere angesichts seiner Drohungen mit 36 % Strafzöllen auf Importe aus beiden Ländern. Er betrachtet Thailand als Land, das in Richtung China driftet, während er Kambodscha als „Satellitenstaat Pekings“ besonders misstrauisch sieht. Auch China dürfte vermeiden wollen, sich bei der Region unbeliebt zu machen, wenn es Phnom Penh offen unterstützt. Deshalb bleibt Malaysias neutrale Vermittlung wohl der sinnvollste Weg.


Die Geschichte zeigt, dass Waffenstillstände oft scheitern – wie zwischen Israel und Hamas oder Armenien und Aserbaidschan. Andererseits gibt es Beispiele wie den anhaltenden Waffenstillstand zwischen Indien und Pakistan seit 2025 oder den Waffenstillstand von 1953 auf der koreanischen Halbinsel, der bis heute eine Eskalation verhindert hat. Thailand und Kambodscha haben kulturell, wirtschaftlich und politisch vieles gemeinsam. Doch wenn historische Feindschaften, politische Instabilität und verletzter Stolz dominieren, ist der Ausblick düster. Erfolg erfordert Kompromisse beider Seiten. Die Staatsführer müssen entschlossen sein, eine Wiederholung der Vergangenheit – 33 Tote, 200 Verletzte und 300.000 Vertriebene – unbedingt zu verhindern. Denn ein nächster Konflikt könnte weit schlimmer ausfallen.