Von Amsterdam nach Pattaya: Ist Cannabis wirklich das Problem – oder nur ein Sündenbock?

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Cannabis, Konflikte und Kontroversen: Thailands Tourismusmodell steckt in einer Identitätskrise, während Einheimische falsche Touristen, Betrüger und fehlende Regulierung verantwortlich machen. (Archivfoto)

PATTAYA, Thailand – Die Rufe nach einem Eingreifen des thailändischen Tourismus- und Sportministeriums werden lauter, um den offenen Verkauf und Konsum von Cannabis auf den Straßen von Pattaya und Phuket zu regulieren. Während das Land den touristischen Aufschwung nach der Pandemie erlebt, wird immer heftiger diskutiert, ob die Entkriminalisierung von Cannabis dem Image Thailands genutzt oder geschadet hat – besonders in den bekannten Stranddestinationen.

Tourismusminister Sorawong Thienthong steht erneut unter Druck, nachdem soziale Netzwerke mit Fotos, Videos und Beschwerden von Touristen geflutet wurden, die offen Joints vor 7-Eleven-Filialen, in Strandbars, in Vergnügungsvierteln und nahe Familienbereichen rauchen. „Der Geruch ist überall – das haben wir uns nicht vorgestellt“, schrieb ein frustrierter Besucher auf Facebook. „Gras ist der neue Tuk-Tuk-Werber.“



Doch der Gegenwind hat eine breitere, oft hitzige Debatte entfacht. „Komisch, wie Cannabis jetzt der Sündenbock ist“, kommentierte ein Nutzer. „Was ist mit den betrunkenen Kettenrauchern an den Bars, die Schlägereien anfangen?“
Andere verweisen auf internationale Beispiele: „In Amsterdam ist das kein Problem – da ist es voll. Genauso in Colorado und Kalifornien. Also kaufe ich das Argument nicht ab“, schrieb ein weiterer. „Thailand sollte das Verhalten steuern, nicht Cannabis komplett verbieten.“

Gleichzeitig wächst auch der lokale Unmut – und der richtet sich nicht nur gegen Cannabis.„Cannabis plus der falsche Touristentyp ist eine gefährliche Mischung“, meinte ein thailändischer Anwohner. „Dazu kommen noch Betrüger aus Osteuropa, die Schwarzgeld durch Briefkastenfirmen waschen und Immobilien kaufen – jetzt gerät alles außer Kontrolle.“ Ein anderer wurde noch deutlicher: „Gras oder die Welle von Billigtouristen – das ist der Punkt. Das eigentliche Problem ist, wie diese Massen das Land auf die falsche Weise verändern.“


Trotz des teils diskriminierenden Tons vieler Kommentare scheint dahinter vor allem Frust über das veränderte Gesicht des thailändischen Tourismus und fehlende Kontrollen zu stehen. Einige argumentieren, Cannabis sei inzwischen Teil der neuen Identität Thailands nach der Pandemie und ziehe Touristen aus Ländern an, in denen Konsum weiterhin strafbar ist. „Wenn ihr es abschafft, gehen sie nach Vietnam oder Kambodscha“, warnte ein Nutzer. „Wenn diese Länder legalisieren, ist Thailands Vorteil dahin.“

Bislang hat Thailand noch keinen Rückschritt bei der Gesetzgebung vollzogen, die Regierung plant jedoch, Cannabis bis Jahresende wieder ausschließlich für medizinische Zwecke zuzulassen. Doch solange kein neues Gesetz verabschiedet ist, bleibt die Durchsetzung uneinheitlich, und selbst für Touristen, Händler, Polizei und Behörden herrscht Unklarheit. Vorerst weht der Cannabisdunst weiter über Thailands bekannteste Touristenstädte – eine klare Lösung ist nicht in Sicht.

Tourismusminister Sorawong hört sich die Sorgen direkt an, während Forderungen nach klareren Regeln zu Cannabis, störenden Touristen und ungezügelten Geschäftsübernahmen in Pattaya und Phuket lauter werden.