Thailändische Taxifahrer abgehängt – Forscher kritisieren Bevorzugung ausländischer Fahrdienste durch Gesetzgebung

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Bevorzugung digitaler Plattformen? Forscher sehen mangelnde Regulierung als Grund für den Siegeszug von Apps wie Grab – während traditionelle Taxifahrer am Flughafen Suvarnabhumi ins Abseits geraten. Als Lösung gilt das New Yorker Modell „CO-OP Driver“, bei dem Fahrer eine eigene App betreiben.

PATTAYA, Thailand – Thailändische Wissenschaftler schlagen Alarm: Lokale Taxifahrer seien gegenüber ausländischen Fahrdienst-Apps wie Grab systematisch benachteiligt. Die aktuelle Gesetzeslage bevorzuge internationale Plattformen zulasten traditioneller Taxiunternehmen, so der Tenor einer wachsenden Protestbewegung.

Hintergrund ist eine Stellungnahme des Verbands für öffentliche Fahrzeugführer und Taxiberufe, der sich mit einer Petition an den Premierminister und den Verkehrsminister gewandt hat. Die Hauptforderungen:
1. Aufhebung der Ministerialverordnung von 2017 über Personenfahrzeuge mit maximal sieben Sitzen.
2. Änderung der Ministerialverordnung von 2021 zur Regulierung elektronischer Fahrdienst-Plattformen.



Verbandspräsident Worapol Kamkhuntod forderte die Regierung mit deutlichen Worten zu einer Entscheidung auf: „Grab oder thailändische Taxis.“ Die Bevorzugung internationaler Apps sei ein „Verkauf des Landes an ausländische Interessen“, so Kamkhuntod. Die aktuelle Politik benachteilige thailändische Arbeitskräfte und stärke gleichzeitig internationale Start-ups.

Forschung: Mangelnde Kontrolle und Digitalrückstand
Assoz. Prof. Arknat Wantanasombut von der Chulalongkorn-Universität erklärte, dass sich das Problem insbesondere während der Pandemie verschärft habe, als Fahrdienst-Apps offiziell zugelassen wurden. Gleichzeitig habe das oft kritisierte Verhalten mancher Taxifahrer – etwa überhöhte Preise oder das Ablehnen von Fahrgästen – viele Kunden zu den effizienteren Plattformen gedrängt.


Die bestehenden Vorschriften gegen solches Fehlverhalten würden kaum durchgesetzt, so Arknat. Verbraucher wendeten sich deshalb zunehmend digitalen Alternativen zu, die transparente Preise und höhere Zuverlässigkeit bieten.

Besonders scharf kritisierte der Forscher die Entscheidung, Grab eine offizielle Abholzone am Flughafen Suvarnabhumi zu gewähren – während traditionelle Taxis in Warteschlangenbereichen ausharren müssten. Dies verzerre den Wettbewerb massiv und zeige, wie stark staatliche Maßnahmen internationale Unternehmen gegenüber lokalen Anbietern bevorzugen.

Fehlende digitale Infrastruktur für traditionelle Taxis
Arknat verwies auf das gescheiterte staatliche Projekt „TaxiOK“ und bemängelte, dass es aktuell keine zentrale Plattform gebe, um traditionelle Taxis zu digitalisieren oder zu vernetzen. Der Staat investiere zwar in physische Infrastruktur, sei aber beim Aufbau digitaler Grundlagen deutlich im Rückstand.

New Yorker Modell als Vorbild
Als positives Beispiel führte Arknat die Taxi-Genossenschaft „CO-OP Driver“ in New York City an. Dort haben sich Taxifahrer zusammengeschlossen und eine eigene App entwickelt. Diese garantiert einen Mindeststundenlohn von 30 US-Dollar – auch wenn keine Fahrt zustande kommt.

Ein ähnliches Modell sei auch in Thailand denkbar, betonte Arknat. Voraussetzung sei jedoch die Kooperation unter lokalen Fahrern sowie staatliche Unterstützung bei rechtlichen Rahmenbedingungen, Preisgestaltung und digitalem Zugang.