Thailand prüft Ausreise-Steuer für Jetsetter – Zu reich, um kostenlos zu reisen?

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Bald kostenpflichtig? Thailändische Auslandsreisende könnten künftig mit einer Ausreise-Steuer rechnen – das Finanzamt zielt auf Millionen Jetsetter ab.

PATTAYA, Thailand – Während Millionen Thais ihre Koffer für Luxusreisen nach Japan, Europa oder Korea packen – und dabei ihre Flughafen-Selfies fleißig auf Instagram teilen – stellt das thailändische Finanzamt nun eine provokante Frage: Sollte das Privileg internationaler Reisen künftig mit einem Preis verbunden sein?

Unter der Leitung von Generaldirektor Pinsai Suraswadi prüft das Finanzamt derzeit die Wiedereinführung einer Ausreise-Steuer für thailändische Staatsbürger. Die Maßnahme ist Teil einer umfassenderen Strategie zur Erhöhung der Staatseinnahmen im Haushaltsjahr 2026, das Einnahmen in Höhe von 2,4 Billionen Baht anpeilt – 100 Milliarden Baht mehr als im Vorjahr.



„Früher haben wir eine Ausreise-Steuer erhoben“, erklärt Pinsai. „Sie wurde jedoch während einer Wirtschaftskrise abgeschafft, als sich viele Thais Auslandsreisen nicht leisten konnten. Heute ist die Situation genau umgekehrt.“

Tatsächlich hat sich der internationale Reiseverkehr von Thais stark erholt – trotz Inflation und schwachem Baht. Shoppingtouren in Seoul oder Skiurlaube in Hokkaido sind längst nicht mehr nur der Oberschicht vorbehalten, sondern auch für eine wohlhabende Mittelschicht zur Normalität geworden.

Genau hier sieht das Finanzamt Potenzial. Wenn Millionen Thais sich Freizeittrips ins Ausland leisten können, so das Argument, sollten sie auch in der Lage sein, einen kleinen Beitrag an den Staat zu leisten – besonders in Zeiten, in denen neue Einnahmequellen dringend gesucht werden.


Die Umsetzung wirft jedoch Fragen auf: Wie soll die Steuer erhoben werden – über Fluggesellschaften, das Einwanderungssystem oder Reisebüros? Und übersteigen die Verwaltungskosten am Ende den Nutzen?

Ein Blick ins Ausland zeigt, dass ähnliche Modelle bereits existieren. Japan etwa erhebt eine sogenannte „Sayonara Tax“ in Höhe von 1.000 Yen pro ausreisendem Reisenden zur Finanzierung touristischer Infrastruktur. Auch Thailand könnte ein Pauschalmodell einführen – oder eine gestaffelte Abgabe je nach Ziel, Flugklasse oder Ticketpreis.

Noch ist die Steuer lediglich ein Vorschlag und muss vom Kabinett genehmigt werden. Doch sie reiht sich in eine Reihe von Maßnahmen ein, mit denen das Finanzamt Einnahmen erhöhen will – etwa durch schärfere Kontrollen bei Bargeldgeschäften, in der Unterhaltungsbranche und bei Online-Verkäufern.


Kritiker warnen, die Steuer könnte Mittelschichtsfamilien unverhältnismäßig belasten oder den Auslandsreiseverkehr hemmen. Befürworter hingegen sehen darin eine faire Pflicht: „Wer sich Fliegen leisten kann, kann auch einen Beitrag leisten.“

Eines scheint sicher: Der kostenlose Abflug könnte bald der Vergangenheit angehören – noch bevor die Räder überhaupt abheben.