Thailand geht gegen Betrugszentren an der kambodschanischen Grenze vor – Strom- und Internetsperren bei fragiler Entspannung

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Fragiler Frieden an der Grenze – Truppenrückzug und verkürzte Visa zeigen Entspannung, doch das Außenministerium mahnt zur Vorsicht.

PATTAYA, Thailand – Das thailändische Außenministerium gab am Montag bekannt, dass sich die Spannungen entlang der thailändisch-kambodschanischen Grenze zwar verringert haben, die Lage jedoch weiterhin als fragil gilt. Während Thailand Grenzkontrollen beibehält, bereitet es neue Maßnahmen zur Eindämmung grenzüberschreitender Kriminalität vor – darunter das Abschalten von Strom- und Internetverbindungen in bekannten Betrugs- und illegalen Casinozonen auf der kambodschanischen Seite.



Gemeinsame Grenzpatrouillen zeigen Fortschritt
Bei einer Pressekonferenz um 14:50 Uhr erklärte Herr Nikorndej Balankura, Generaldirektor der Abteilung für Information und Sprecher des Außenministeriums, dass thailändische und kambodschanische Truppen am Vortag eine gemeinsame Feldbegehung am Kontrollpunkt Choam Bok durchgeführt hätten. Dabei einigte man sich auf einen Rückzug der Kräfte auf den Stand von 2024 – inklusive des Zuschüttens von Gräben als Zeichen der Deeskalation.

Herr Nikorndej sprach von einem „Akt des guten Willens“ seitens Kambodschas, der direkt auf die diplomatischen Gespräche zurückzuführen sei. Dies sei ein positives Signal im Vorfeld der Sitzung der Gemeinsamen Grenzkommission (JBC) am 14. Juni in Phnom Penh – dem ersten Treffen seit 2012.


JBC: 25 Jahre Grenzgespräche
Die 2000 gegründete JBC dient der technischen Koordination der Grenzfestlegung zwischen Thailand und Kambodscha. Bisher kam sie zehnmal zusammen – fünf reguläre und fünf Sondersitzungen. Der Fortschritt blieb aufgrund wiederkehrender Spannungen jedoch begrenzt. Nun hofft das Außenministerium, dass das bevorstehende Treffen die fragile Lage weiter entspannen und langfristige Lösungen fördern wird.

Abgeschlossene oder laufende Projekte im Rahmen der JBC umfassen u.a. die Thailand-Kambodscha-Freundschaftsbrücke zwischen Ban Nong Ian und Stung Bot sowie eine neue Grenzbrücke bei Ban Phak Kad in der Provinz Chanthaburi.


Neue Sicherheitsmaßnahmen gegen Grenzkriminalität
Trotz verbesserter diplomatischer Stimmung bleibt Thailand in Sicherheitsfragen hart. Das Grenzschutzkommando (BPCC) plant, dem Nationalen Sicherheitsrat neue Maßnahmen vorzuschlagen – mit dem Ziel, organisierte Kriminalität entlang der Grenze zu unterbinden, insbesondere Online-Betrug, Menschenhandel und illegales Glücksspiel.

Geplante Maßnahmen beinhalten:

  • Abschaltung der Stromversorgung in Betrugszentren und illegalen Casinos,
  • Unterbrechung von Internetverbindungen in betroffenen Grenzzonen,
  • Einschränkungen beim Transport potenziell kriminell nutzbarer Geräte und Waren.
  • Visabeschränkungen auf beiden Seiten

Im gegenseitigen Einvernehmen kürzten Thailand und Kambodscha die visafreien Aufenthalte für Besucher jeweils auf 7 Tage – zuvor waren es 60. Laut Herrn Nikorndej gibt es derzeit keinen Zeitplan zur Rückkehr zu längeren Aufenthalten. Eine stabile Sicherheitslage sei Voraussetzung für weitere Gespräche.


Sorge unter Grenzbewohnern
Angesprochen auf Sorgen in Grenzgemeinden – etwa Berichte über neue Bunker und Angst vor möglicher Gewalt – betonte Herr Nikorndej, dass sich die Spannungen „deutlich verringert“ hätten. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Lage weiterhin „fragil“ sei und genau beobachtet werden müsse.

Medien zur Zurückhaltung aufgerufen
Das Außenministerium forderte Medien und Öffentlichkeit dazu auf, keine unbestätigten Informationen zu verbreiten, die die Lage verschärfen oder unbegründete Anschuldigungen hervorrufen könnten.

Die Tagesordnung der JBC-Sitzung wird noch verhandelt. Berichten zufolge lehnt Kambodscha Thailands Vorschlag ab, vier umstrittene Gebiete aufzunehmen. Herr Nikorndej betonte, es sei „noch zu früh“, eine Entscheidung zu erwarten – beide Seiten arbeiteten aktiv an einem Rahmen für die Gespräche.

Trotz positiver Signale warnt die thailändische Regierung vor übertriebenem Optimismus. Nur durch starke bilaterale Mechanismen wie JBC, GBC (General Border Committee), RBC (Regional Border Committee), militärische Diplomatie und zwischenmenschliche Kontakte könne nachhaltiger Frieden entlang der thailändisch-kambodschanischen Grenze gesichert werden.