
PATTAYA, Thailand – Pattaya befindet sich im Wandel – ein Wandel, den viele Langzeit-Expats als dramatisch empfinden. Im Zentrum der Debatte steht die wachsende Ausrichtung auf indische Reisegruppen, insbesondere auf günstige Pauschalangebote, die laut Kritikern Kultur, Stadtbild und die Tourismusbranche verändern.
„Ich lebe seit über 15 Jahren hier – aber ich erkenne die Stadt kaum wieder“, schrieb ein Nutzer in einem sozialen Netzwerk. „Früher war Pattaya international. Jetzt wirkt es wie eine billige Version von Mumbai.“
Vor allem die berüchtigte Walking Street sei nur die sichtbare Spitze des Eisbergs: Indische Restaurants und Pubs prägen das Straßenbild, viele Hotels und Bars richten sich an große indische Reisegruppen – nicht mehr an Individualreisende oder Paare. Selbst die Musik in den Clubs hat sich geändert: Bollywood statt westlicher Pop.
Die Kritik ist dabei nicht nur kultureller, sondern auch wirtschaftlicher Natur. „Die Qualität der Touristen hat abgenommen“, heißt es in einem weiteren Kommentar. „Sie geben weniger aus, fordern aber mehr und sorgen für Überfüllung.“ Einige Geschäftsinhaber sehen das ähnlich. Sie beklagen sinkende Preise und zunehmenden Druck auf kleine, westlich geführte Betriebe, die einst das Stadtbild prägten.
Besonders europäische Touristen – einst das Rückgrat von Pattayas internationalem Ruf – fühlen sich zunehmend vernachlässigt. Es gebe weniger auf sie zugeschnittene Angebote: weniger europäische Restaurants, weniger englischsprachigen Service und das Gefühl, nicht mehr im Fokus der Tourismusstrategie zu stehen.
„Früher sah man an jeder Ecke französische Bäckereien, deutsche Biergärten und skandinavische Cafés“, sagt ein europäischer Rentner, der seit über zehn Jahren die Wintermonate in Pattaya verbringt. „Heute sind viele davon geschlossen oder kämpfen ums Überleben.“
Diese Entwicklung fällt in eine Phase, in der sich der chinesische Tourismus noch nicht vom pandemiebedingten Einbruch erholt hat. Trotz staatlicher Förderprogramme bleiben hohe Reisekosten, politische Spannungen und Visa-Hürden ein Hindernis. Indische Reisende hingegen stellen inzwischen die größte Besuchergruppe – angelockt durch günstige Pauschalreisen, heimische Küche und Werbeaktionen.
Doch die Masse täuscht: Zwar sind die Besucherzahlen aus Indien hoch, ihr Pro-Kopf-Ausgaben liegen jedoch oft unter denen europäischer Urlauber. „Langzeitgäste aus Europa geben regelmäßig Geld aus – vom Restaurantbesuch bis zur Zahnbehandlung“, sagt ein lokaler Unternehmer. „Aber diese Kundschaft fehlt jetzt – Gruppenreisen bringen ihnen nichts.“
Einige weisen darauf hin, dass Pattaya immer schon Zyklen durchlaufen habe: Amerikaner in den 1980ern, Europäer in den 90ern, Russen in den 2000ern und zuletzt Chinesen. „Tourismus verändert sich eben“, kommentierte ein Nutzer. Ein anderer ergänzte: „Die Chinesen sind weg, die Inder bleiben – und die Europäer stecken irgendwo dazwischen.“
In sozialen Medien wächst der Unmut:
„Warum nennt man die Stadt nicht gleich Little India?“
„Solange das Geld fließt, ist die Kultur offenbar egal.“
„Niemand will Inder ausschließen – aber warum werden andere Gäste ignoriert?“
Einige Expats fordern ein ausgewogeneres Tourismuskonzept. „Niemand verlangt ein Verbot indischer Gruppen. Wir wollen nur, dass die Stadtplanung wieder alle einbezieht.“
Inzwischen reagieren erste Hotels mit Angeboten speziell für westliche Gäste. Auch Bars setzen wieder auf Live-Rockbands und Pub-Quiz-Abende – ein zaghaftes Signal.
Ob diese Phase vorübergeht oder den Beginn eines dauerhaften Wandels markiert, ist offen. Doch eins ist klar: Pattayas Identität steht zur Debatte – und viele fühlen sich in dieser Diskussion übergangen.









