Pattayas Streetfood und Familienläden kämpfen ums Überleben – kleinere Speisekarten als letzte Rettung

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Von Hühnerreis bis Nudelsuppe – Restaurants verkleinern ihre Speisekarten, um trotz steigender Kosten und sinkender Kaufkraft über Wasser zu bleiben. (Foto von Jetsada Homklin)

PATTAYA, Thailand – Trotz leuchtender Neonlichter und zahlreicher Touristen spüren Pattayas kleine Familienbetriebe und Streetfood-Stände den zunehmenden wirtschaftlichen Druck. Während russische und indische Besucher kurzfristig Schwung in die Hotellerie bringen, bleibt die Kaufkraft der thailändischen Bevölkerung schwach – mit Folgen für die vielen kleinen Geschäfte, die das Rückgrat der Stadt bilden.

Somchai Phonrattanacharoen, Ehrenberater des Thai Wholesale and Retail Association, berichtet, dass viele kleine Läden im ersten Halbjahr 2025 einen Umsatzrückgang von rund 30 % verzeichneten. Selbst Ketten wie Convenience Stores, die sonst als krisenfest gelten, meldeten ein Minus von 20 %. Regale werden ausgedünnt, unverkaufte Ware verschwindet, und die Angst wächst, dass sich die Kaufzurückhaltung ohne staatliche Hilfe bis Jahresende fortsetzt.



„Ladenbesitzer passen sich an, indem sie weniger Waren einkaufen, um Verluste zu begrenzen“, so Somchai. „Gleichzeitig fordern Lieferanten Barzahlung oder kürzere Zahlungsziele, was die Liquidität zusätzlich belastet.“

Er appelliert an das Handelsministerium, energischer gegen Billigimporte aus China, Scheinfirmen und graue Märkte vorzugehen. Sollte die USA demnächst ihre Zollpolitik abschließen, könnten noch mehr ausländische Produkte auf den thailändischen Markt drängen – zulasten lokaler Händler. Zwar solle der Markt über Preise entscheiden, betont Somchai, doch ohne striktere Kontrollen drohe ein schleichender Verlust heimischer Betriebe.


Auch Pattayas Streetfood-Szene leidet massiv. Prapasorn Rangsiroj, Präsidentin der Thai Restaurant and Street Food Association, berichtet von einem Umsatzeinbruch um über 50 % seit April – besonders stark nach Songkran, als chinesische Touristengruppen ausblieben und die Binnenwirtschaft stagnierte.

„Seit Songkran gab es keinen Aufschwung mehr“, so Prapasorn. „Die Preise für Zutaten steigen, der Tourismus bleibt unbeständig und politische Unsicherheit blockiert wichtige Maßnahmen wie das Haushaltsgesetz für 2026.“


Selbst staatliche Programme wie das „Half-Half“-Reiseförderprojekt leiden unter technischen Pannen und fehlender Planungssicherheit. Hinzu kommt der neue Mindestlohn von 400 Baht, der die Betriebskosten erhöht, während Gastwirte ihre Preise kaum anpassen können. „Die Gäste geben im Schnitt etwa 250 Baht aus – da bleibt kein Spielraum“, erklärt sie. Viele Gastronomen setzen nun auf günstigere Einzelgerichte wie Hühnerreis oder Nudeln, um Kosten zu senken. Schätzungen zufolge wechselten in den letzten Monaten bereits über 30 % der Betriebe den Besitzer.

Ohne mutige Reformen – wie Zuschüsse für Grundnahrungsmittel und den Abbau struktureller Schwächen – könnte Pattayas berühmte Streetfood-Kultur bald ein weiteres Opfer der ungleichen Erholung werden.