
PATTAYA, Thailand – Nach dem Erdbeben am 28. März mit Epizentrum in Myanmar verändert sich die Immobilienlandschaft Thailands spürbar. Während sich die Verkäufe von Eigentumswohnungen zwar leicht verlangsamt haben, ist keine Marktlähmung zu beobachten. Vielmehr zeigt sich ein deutliches Umdenken: Käufer bevorzugen zunehmend Low-Rise-Projekte oder niedrigere Stockwerke in Hochhäusern – mit dem Hauptaugenmerk auf baulicher Sicherheit.
Dr. Sopon Pornchokchai, Präsident des Thai Real Estate Research and Valuation Information Center sowie Vorsitzender der FIABCI Thailand, präsentierte aktuelle Marktdaten bei einem Fachseminar über Naturkatastrophen und Immobilien.
Eine am 28. April durchgeführte Untersuchung analysierte 37 Hochhausprojekte (über 20 Stockwerke) in den vom Beben betroffenen Gebieten Bangkoks mit insgesamt 7.783 Wohneinheiten. Im April wurden 77 Einheiten verkauft – hochgerechnet auf den gesamten Monat rund 100 Einheiten oder etwa 1,3 % des Angebots. Zwar ein leichter Rückgang im Vergleich zum ersten Quartal (durchschnittlich 1,6 % oder 397 Einheiten), aber keine dramatische Einbuße.
Besonders gefragt waren Einheiten im mittleren Preissegment: 44 % der Verkäufe entfielen auf Wohnungen im Wert von 5–10 Millionen Baht, gefolgt von 3–5 Millionen Baht (27 %). Bei den Quadratmeterpreisen dominierten Einheiten zwischen 150.001–200.000 Baht. Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen zwischen 31–50 Quadratmetern waren am beliebtesten – ein Hinweis auf anhaltendes Interesse von jungen Berufstätigen und Paaren, wenn auch mit erhöhtem Sicherheitsbewusstsein.
In den Wochen nach dem Beben war die Kaufzurückhaltung deutlich spürbar. Viele Interessenten zögerten, schoben Entscheidungen auf. Mit zunehmender Stabilisierung kehrt das Vertrauen langsam zurück – die Projektbesichtigungen nahmen zu, wenn auch die Abschlüsse verhalten blieben. Die Preise blieben indes stabil. Anstelle von Rabatten bieten Entwickler verstärkt Serviceleistungen nach dem Kauf, etwa längere Garantien und Instandhaltungsservices. Einige Käufer spekulieren weiterhin auf Sonderaktionen.
Bereits vor dem Beben fertiggestellte, aber noch nicht vollständig verkaufte Projekte durchlaufen interne Reparaturen und öffnen ab Mai wieder für Besichtigungen. Bewohner mussten nicht evakuiert werden. In schwer betroffenen Gebäuden wurden Reparaturen veranlasst; Bewohner erhielten Airbnb-Gutscheine im Wert von 20.000 Coins für einen Monat.
In Bau befindliche Projekte sind weniger betroffen, jedoch sind die Verkäufe dort um etwa 50 % eingebrochen. Ausländische Investoren zeigen weiterhin Interesse an Top-Lagen, setzen aber zunehmend auf erdbebensichere Bauweise. Innerhalb von Hochhäusern verlagert sich die Nachfrage stark auf niedrigere Stockwerke – eine Chance für Entwickler.
Manche Projekte wiesen mittlere bis starke strukturelle Schäden in bestimmten Etagen auf. Verkaufsräume werden dort renoviert, während Vertriebsaktivitäten weiterlaufen. Die Zahl der Rücktritte oder stornierten Anzahlungen ist gering – vor allem betroffen sind Vorreservierungen ohne bindenden Vertrag.
Langfristig erwartet das Forschungszentrum einen deutlichen Trend zu Low-Rise-Bauten und zu sicheren Etagen in Hochhäusern. „Sicherheit“ und „Bausubstanz“ werden zu zentralen Kaufkriterien. Projekte mit robuster Struktur und schneller Schadensregulierung werden im Vorteil sein. Marketingstrategien dürften sich künftig stärker auf erdbebensicheres Bauen konzentrieren.
Einige finanzstarke Käufer weichen bereits auf Einfamilienhäuser aus – ein Segment, das im zweiten Quartal 2025 zulegen dürfte. Neubauprojekte von Hochhäusern werden kurzfristig ausgesetzt, dürften aber bis Jahresende wieder an Fahrt gewinnen. In ein bis zwei Jahren wird sich das Konsumverhalten voraussichtlich normalisieren – insbesondere in urbanen Zentren, wo Hochhauswohnen oft alternativlos ist.
Sopon empfiehlt Bauträgern, in dieser Übergangszeit besonderes Augenmerk auf Bestandskunden zu legen, um Vertrauen und Markenbindung zu stärken. Die Zeit nach dem Beben sei nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Gelegenheit, Glaubwürdigkeit und Verantwortungsbewusstsein der Branche unter Beweis zu stellen.