„Lichter, Lärm und Langeweile?“ – Wie Pattayas Walking Street ihren Zauber auf Langzeitbesucher verliert

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Einst Kronjuwel des Nachtlebens, hallt Pattayas Walking Street heute mit donnernden Beats und „Little India“-Vibes – aber nicht jeder tanzt noch mit.

PATTAYA, Thailand – Jahrzehntelang galt Pattayas Walking Street als das schamlose Vergnügungsviertel Südostasiens: Neonlichter, dröhnende Musik und ein ungezähmtes Chaos, in dem alles möglich – oder zumindest käuflich – schien. Ein Ort, an dem Touristen glaubten, in einen fiebrigen Traum geraten zu sein, und Langzeitbesucher das Gefühl hatten, das Leben geknackt zu haben. Doch dieser Traum bekommt Risse.

Was einst das pulsierende Herz von Pattayas Nachtleben war, wird heute von vielen Expats und erfahrenen Reisenden zunehmend gemieden. Manche verabschieden sich leise, andere lassen ihrem Frust in Onlineforen freien Lauf. Der Tenor? Walking Street hat ihren Reiz verloren – erdrückt von ihrer eigenen Maßlosigkeit.



Die Straße, einst ein wilder Mix aus Clubs, Rockbars und Strand-Sleaze, hat sich gewandelt – und zwar nicht für jeden zum Guten. Heute wird man beim Betreten der Walking Street von durchdringenden Bollywood-Beats empfangen, die von einem Ende zum anderen donnern. Viele Lokale haben auf indische Popmusik und stampfende Bässe umgestellt – so laut, dass Gespräche kaum möglich sind. Für manche ein Ausdruck kultureller Vielfalt, für andere ein Verlust des einstigen, rohen, aber ausgewogenen Pattaya.

Ein enttäuschter Expat bringt es auf den Punkt: „Expats sagen, Pattaya braucht eine Generalüberholung – von lockeren Gehwegplatten bis zu baumelnden Stromleitungen, nicht nur ein neues Schild.“ Zwar leuchtet am Eingang nun ein neuer LED-Bogen, doch der kaschiert weder den maroden Gehweg noch das Stromkabelgewirr, das eher zu einem dystopischen Videospiel passt.


„Ich mochte Pattaya wirklich“, schreibt ein Tourist online, „aber die hängenden Kabel waren echt gefährlich…“ Solche Stimmen häufen sich. Die chaotische Verkabelung ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern eine reale Gefahr – und ein Symbol für ein größeres: eine Stadt, die touristisches Geld kassiert, aber wenig in grundlegende Infrastruktur investiert.

„Thailand nimmt nur Geld, repariert aber nichts“, lautet ein weiterer Kommentar – hart, aber aus Sicht vieler nicht ganz falsch.

Auch beim Thema Verkehr herrscht Frust: „Laute, stinkende Fahrzeuge, Geisterfahrer auf Mopeds, rote Ampeln werden ignoriert… es ist ein rechtsfreier Raum.“ Die Kontrolle? Laut Kritikern halbherzig bis nutzlos.

Selbst bei der Sicherheit zeigt sich ein skurriles Bild: „Es ist wie Pattayas Version von ‘Men in Black’“, scherzt ein Beobachter über die Tourist Police und Sicherheitskräfte, die meist regungslos in ihren Golfcarts sitzen. Auch die ausländischen Freiwilligen ernten Schmunzeln: „Uniformen und Ausrüstung wie echte Polizisten – aber eher Show als Schutz.“


Doch hinter dem Spott verbirgt sich eine ernste Wahrheit: Echte Veränderungen bleiben aus, weil niemand die Rechnung übernehmen will. „Klar, macht es wie im Westen“, sagt ein Expat, „aber vergesst nicht: westlicher Standard kommt mit westlichen Preisen.“ Und genau das wollen viele nicht.

Die einstige Anziehungskraft Pattayas lag in der bezahlbaren Freiheit – nicht in polierter Perfektion. Wer das Chaos beseitigt, riskiert, auch den Charme zu verlieren.

Wie ein langjähriger Bewohner sagt: „Ich gehe kaum noch zur Walking Street. Es ist wie ein Pariser, der den Eiffelturm meidet.“ Solange sich nichts Grundlegendes ändert, werden mehr Expats leise verschwinden – denn selbst im Paradies muss der Preis stimmen.