
PATTAYA, Thailand – Pattayas lebhaftes Nachtleben und seine pulsierende Barszene ziehen Touristen aus aller Welt an. Doch hinter den Neonlichtern und dem Klang klirrender Gläser schlummern oft kulturelle Missverständnisse, die sich schnell zu weitaus weniger festlichen Szenen entwickeln können. Was mit einer scheinbar harmlosen Begegnung beginnt – eine freundliche Geste oder ein spielerisches Flirten – endet nicht selten in betrunkenen Streitigkeiten, verbalen Beleidigungen oder gar körperlicher Gewalt.
Dieser besorgniserregende Trend wurde am Morgen des 6. August wieder deutlich, als ein 66-jähriger britischer Tourist sich bei einer gewaltsamen Auseinandersetzung in einer Bierbar in der Soi 11, abseits der Second Road, den Arm brach. Wie zuvor berichtet, hatte der betrunkene Mann der Barfrau – ein übliches Ritual im Nachtleben Pattayas – ein Getränk spendieren wollen. Als sie höflich ablehnte, weil sie mit anderen Gästen beschäftigt war, eskalierte die Situation.
Der Mann fühlte sich offenbar zurückgewiesen und begann, die Frau anzuschreien, bevor er ihr ins Gesicht schlug. Entsetzte Gäste griffen ein und zogen ihn weg. Dabei stürzte er unglücklich und brach sich den rechten Arm. Trotz seiner Verletzung zeigte er sich weiterhin aggressiv und zeigte Rettungskräften den Mittelfinger, während sie ihn versorgten.
Die Barfrau, Frau Sureerat, erklärte der Polizei, dass sie das Getränk nur abgelehnt hatte, weil sie mit anderen Tischen beschäftigt war. Die aggressive Reaktion des Mannes überraschte selbst erfahrene Barangestellte, die den Umgang mit betrunkenen Gästen gewohnt sind.
Die Polizei prüft derzeit die Überwachungsvideos, die den Vorfall klar zeigen, und hat eine vollständige und faire Untersuchung versprochen.
Wenn Missverständnisse eskalieren
Solche Vorfälle sind keine Ausnahme. Immer wieder kommt es in Pattayas Bars zu Auseinandersetzungen mit ausländischen Touristen, die mit thailändischen sozialen Normen oder Verhaltensregeln nicht vertraut sind, Situationen falsch einschätzen oder sich in öffentlichen Räumen, in denen kulturelle Feinheiten eine Rolle spielen, beleidigt fühlen.
Was in einigen Ländern als harmlose Floskel, aufdringliches Flirten oder erhobene Stimme gilt, kann hier als tiefe Beleidigung oder sogar rechtlich problematisch wahrgenommen werden. Kommt dann noch Alkohol ins Spiel, können Missverständnisse schnell eskalieren.
In vielen thailändischen Bars sind die weiblichen Angestellten auf Provisionen aus den Getränken angewiesen, die Kunden ihnen ausgeben. Doch sie sind nicht verpflichtet, jedes Angebot anzunehmen, und eine Ablehnung ist keine persönliche Beleidigung. Ausländer, die eine Ablehnung als Respektlosigkeit werten, reagieren gerade im betrunkenen Zustand oft unangemessen.
Alkohol, Ego und Eskalation
Polizeibeamte und Barbetreiber sehen drei wesentliche Faktoren hinter solchen Zwischenfällen: Alkohol, kulturelle Kommunikationsprobleme und gekränkte Egos. „Viele dieser Streitigkeiten könnten vermieden werden, wenn die Leute einfach einmal durchatmen und nicht alles so persönlich nehmen würden“, sagt ein Barleiter aus Pattaya, der anonym bleiben möchte. „Es geht nicht immer um dich. Diese Frauen machen nur ihren Job.“
Gewalt in Bars trifft nicht nur die Beteiligten, sondern schadet auch Pattayas Ruf als Tourismusziel und belastet Polizei und Rettungsdienste, die regelmäßig zu solchen Vorfällen ausrücken müssen.
Die Polizeibehörden in Pattaya nutzen vermehrt CCTV-Aufnahmen, um Fälle gründlich zu untersuchen und allen Seiten gerecht zu werden. Im aktuellen Fall bestätigte die Polizei, dass der ausländische Mann am Ort blieb und bei der ersten Befragung kooperierte. Die Ermittlungen und Zeugenbefragungen dauern an.
Während die Polizei alles tut, um die Ordnung zu wahren, betonen die Verantwortlichen die Bedeutung von Selbstkontrolle und gegenseitigem Respekt. Touristen sollten sich bewusst sein, dass in Pattaya nicht alles so funktioniert wie zu Hause – und dass Missverständnisse niemals in Gewalt ausarten dürfen.









