
PATTAYA, Thailand – Seit Jahrzehnten nennt sich Pattaya stolz die „Stadt, die niemals schläft“ – ein Ort, an dem Lächeln, Sonnenuntergänge und Songthaews jedes Jahr Millionen von ausländischen Besuchern begrüßen. Das Bild ist eines von Wärme und Gastfreundschaft – eine tropische Stadt, die Touristen und Langzeitbewohner wie Familienmitglieder behandelt.
Doch mit den Jahren, während der Glanz langsam verblasst, bleibt eine unbequeme Frage unter den Neonlichtern bestehen: Heißt Pattaya seine ausländischen Gäste und Expats wirklich willkommen – oder sind sie nur willkommene Zahler, die kommen, konsumieren und wieder verschwinden?
Es lässt sich nicht leugnen, dass die ausländische Präsenz Pattayas Identität geprägt hat. Von den frühen Rucksacktouristen bis zum boomenden Wohnungsmarkt – Pattayas Wirtschaft und Kultur sind eng mit den Ausländern verflochten. Europäer mit Rentenvisa, Russen mit Langzeitpaketen, digitale Nomaden mit Laptops in Strandcafés – sie alle tragen täglich zur lokalen Wirtschaft bei.
Doch bei näherem Hinsehen wirkt die Beziehung zwischen Pattaya und seiner ausländischen Gemeinschaft eher geschäftlich als herzlich. Preise sind für Ausländer oft höher, Einwanderungsregeln ändern sich abrupt, und Grundeigentum bleibt beschränkt. Selbst wer Steuern zahlt, Thais beschäftigt oder sich ehrenamtlich engagiert, bleibt rechtlich und gesellschaftlich ein „vorübergehender Gast“. Das Wort Farang mag manchmal liebevoll klingen – es markiert dennoch die unsichtbare Grenze zwischen „uns“ und „ihnen“.
Während der Pandemie zeigte sich Pattayas Abhängigkeit von Ausländern besonders deutlich. Leere Hotels, geschlossene Bars und stille Strände offenbarten die wirtschaftliche Fragilität der Stadt. Als die Grenzen wieder öffneten, hingen überall „Welcome back!“-Banner, und neue Kampagnen versprachen eine nachhaltigere, inklusivere Zukunft.
Doch was hat sich wirklich geändert? Steigende Visagebühren, uneinheitliche Regeln und die Wahrnehmung, Ausländer seien eher „Melkkühe“ als Mitbürger, sprechen eine andere Sprache. Selbst im Alltag – vom doppelten Eintrittspreis bis zu plötzlichen Politikänderungen – spürt man, dass Dankbarkeit oft hinter wirtschaftlichen Interessen zurücktritt.
Viele Langzeit-Ausländer haben emotional in Pattaya investiert – Häuser gekauft, Familien gegründet, lokale Initiativen unterstützt und kulturelle Brücken gebaut. Dennoch stoßen sie an Grenzen, die ihnen zeigen: Sie sind Gäste, keine Gleichberechtigten. Land darf nicht direkt erworben werden, viele Berufe bleiben tabu, und Renten- oder Heiratsvisa werden zunehmend unsicher. Wenn Probleme auftreten – ob rechtlich, medizinisch oder bürokratisch – schwindet das Zugehörigkeitsgefühl rasch.

Ein deutscher Rentner brachte es beim Kaffee an der Beach Road auf den Punkt:
„Sie lächeln dich an, solange du Geld ausgibst. Hörst du auf zu zahlen, bist du unsichtbar.“
Zugegeben: Pattaya bemüht sich um mehr Offenheit. Behörden kooperieren mit Konsulaten, mehrsprachige Beschilderungen werden ausgebaut, und Betrugsfälle gegen Ausländer werden ernster genommen. Internationale Feste und Wohltätigkeitsläufe zeigen echte Ansätze zur Integration. Doch all das bleibt Symbolik, solange die Haltung nicht von Willkommen heißen zu Wertschätzen wechselt.
Echte Zugehörigkeit entsteht nicht durch Lächeln oder Slogans, sondern durch Politik – durch eine Stadt, in der Langzeitbewohner eine Stimme, einen Anteil und eine Zukunft haben.
Pattaya muss keine gesichtslose Touristenmetropole werden. Seine Stärke liegt in seiner Vielfalt – Thais, Russen, Inder, Europäer, Koreaner und viele andere leben hier Seite an Seite. Doch wenn Ausländer weiterhin nur als „Geldbörsen auf Beinen“ betrachtet werden, verliert die Stadt genau den Gemeinschaftsgeist, der sie besonders macht.
Solange Ausländer nicht als Nachbarn, sondern nur als Besucher gelten – als Passagiere statt Partner in Pattayas Geschichte – bleibt der Satz „Welcome to Pattaya“ leider, was er oft ist: ein Slogan, keine echte Willkommensgeste.









