
PATTAYA, Thailand – Kürzlich besuchte S.E. Pedro Zwahlen, Botschafter der Schweiz in Thailand, die Stadt Pattaya, um Mitglieder der Schweizer Gemeinschaft zu treffen. Aus diesem Anlass führte die Pattaya Mail ein exklusives Interview mit ihm.
Pattaya Mail: Sie wurden in El Salvador geboren und sind in Thun im Kanton Bern aufgewachsen. Vor Ihrer Ernennung nach Bangkok waren Sie Botschafter in Australien, El Salvador, Nicaragua und Panama. Warum diese „exotische“ Verbindung zu El Salvador?
Zwahlen: Nach ihrer Hochzeit in der Schweiz verbrachten meine Eltern ein Jahr in El Salvador. Die Kindheitsfreundin meiner Mutter hatte jung einen Salvadorianer geheiratet, und meine Mutter hatte ihr versprochen, sie zu besuchen. So kam es, dass ich dort geboren wurde – und mein spanischer Vorname blieb mir fürs Leben!
Pattaya Mail: Neben Thailand sind Sie auch für Kambodscha und die Demokratische Volksrepublik Laos akkreditiert. Wie haben Ihre früheren Posten Sie auf Thailand vorbereitet?
Zwahlen: Thailands Umfeld unterscheidet sich deutlich von meinen bisherigen Einsatzländern. Anfangs war vieles neu, und die Aufgabe erforderte eine intensive Anpassungsphase. Doch meine Mission bleibt dieselbe: die Beziehungen zwischen der Schweiz und dem Gastland zu pflegen und zu stärken sowie das Botschaftsteam zu führen.
In der Diplomatie geht es immer um den Umgang mit Menschen auf allen Ebenen und um kluge Prioritätensetzung. Nach 25 Jahren im Dienst weiß ich, wie Erfahrung Urteilsvermögen und Weitblick schärft. Ich schätze mich glücklich, so viele Länder und Menschen kennengelernt zu haben.
Pattaya Mail: Die Schweiz und Thailand pflegen seit über 90 Jahren diplomatische Beziehungen. Wie haben sich diese entwickelt?
Zwahlen: Die Geschichte reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück, als Schweizer Missionare erstmals mit dem Königreich Siam in Kontakt traten. Seine Majestät König Chulalongkorn der Große (Rama V) war der erste thailändische Monarch, der die Schweiz besuchte – insgesamt dreimal: 1897 und zweimal 1907.
Die Stabilität und Neutralität der Schweiz förderten eine enge Verbindung zwischen der Chakri-Dynastie und meinem Land im gesamten 20. Jahrhundert. Seine Majestät König Bhumibol Adulyadej der Große (Rama IX) verbrachte seine Kindheit und Jugend von 1933 bis 1951 in Lausanne. Auch nach seiner Krönung blieb er der Schweiz eng verbunden.
Mit dem Freundschaftsvertrag von 1931 und der Eröffnung des Schweizer Konsulats in Bangkok im darauffolgenden Jahr begannen die offiziellen diplomatischen Beziehungen – heute sind sie reich, vielfältig und dynamisch.
Pattaya Mail: Wie steht es um den Handel zwischen der Schweiz und Thailand und die Beziehungen zur ASEAN-Region?
Zwahlen: Die Schweiz ist Thailands zweitgrößter Handelspartner in Europa und weltweit auf Platz 16. 2024 erreichte der bilaterale Handel 7,6 Milliarden Schweizer Franken. Neben raffiniertem Gold exportieren wir Uhren, Maschinen und Pharmazeutika.
Auch die Investitionen verlaufen in beide Richtungen. Die Schweiz ist Thailands drittgrößter europäischer und elftgrößter globaler Investor. Gleichzeitig investieren auch thailändische Unternehmen zunehmend in der Schweiz – das bekannteste Beispiel ist die Übernahme der Luxuskaufhauskette Globus durch die Central Group.
Seit 2016 ist die Schweiz Sektoraler Dialogpartner der ASEAN, was die Zusammenarbeit in vielen Bereichen intensiviert.
Pattaya Mail: Welche Erfahrungen in der Region sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Zwahlen: 2023 war das erste wirkliche „Nach-Pandemie-Jahr“. Ich konnte wieder im vollen diplomatischen Rhythmus arbeiten – Treffen mit politischen und wirtschaftlichen Akteuren sowie mit der großen Schweizer Gemeinschaft.
Zu den Höhepunkten zählten politische Konsultationen mit Thailand und Kambodscha, eine regionale Botschafterkonferenz in Bangkok und die Feierlichkeiten zu 60 Jahren diplomatischer Beziehungen mit Kambodscha und Laos.
Am 1. August, unserem Nationalfeiertag, feierten wir ein unvergessliches Fest, bei dem Alphörner beide Nationalhymnen spielten – ein wunderschönes Symbol der Freundschaft.
Kulturell unterstützten wir einen Auftritt des Luzerner Sinfonieorchesters in Bangkok und arbeiteten mit dem 25. Internationalen Festival für Tanz und Musik zusammen. Ich möchte die Schweizer Diplomatie sichtbarer machen – viele unserer Aktivitäten teile ich über meinen X-(Twitter)-Account.
Pattaya Mail: Welchen Rat geben Sie thailändischen Unternehmern, die mit der Schweiz Geschäfte machen möchten?
Zwahlen: Ich empfehle ihnen, Kontakt mit der Swiss-Thai Chamber of Commerce aufzunehmen, die sich auf dem Botschaftsgelände befindet. Die Schweiz gilt als eines der innovativsten Länder der Welt – bekannt für Präzision, Qualität und ein starkes Bildungssystem.
Ganz gleich, in welcher Branche Sie tätig sind – oft findet sich eine „Schweizer Lösung“, die in technischen Details liegt und echte Leistungssteigerung ermöglicht.
Pattaya Mail: Wie groß ist die Schweizer Gemeinschaft in Thailand und in welchen Bereichen ist sie aktiv?
Zwahlen: Thailand beherbergt die größte Schweizer Gemeinschaft Asiens. Über 10.000 Schweizerinnen und Schweizer leben dauerhaft hier, viele weitere verbringen einen Teil des Jahres im Land. Nur zwei der 77 thailändischen Provinzen haben keine registrierten Schweizer Bürger.
Viele sind Rentner, andere arbeiten in Bereichen wie Lebensmittelproduktion, Landwirtschaft, Industrie, Gesundheitswesen und Dienstleistungen. Die Swiss-Thai Chamber of Commerce zählt inzwischen über 200 Mitglieder.
Pattaya Mail: Thailändische Reisende lieben die Schweiz. Welche touristischen Schwerpunkte werden Sie künftig setzen?
Zwahlen: Wir freuen uns über die vielen thailändischen Besucher – kein anderes europäisches Land empfängt mehr thailändische Urlauber als die Schweiz. Die Tourismusvertretung der Schweiz an der Botschaft koordiniert unsere Aktivitäten.
In Zukunft setzen wir stärker auf Qualität statt Quantität. Wir fördern „Swisstainable“-Tourismus – längere Aufenthalte, tiefere kulturelle Erlebnisse und Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Elektrofahrzeugen. Die Grand Tour of Switzerland ist eine ideale Möglichkeit, die Vielfalt unserer Landschaften und Traditionen zu entdecken.
Pattaya Mail: Herr Botschafter, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Zwahlen: Ich danke Ihnen für Ihr Interesse!









