
PATTAYA, Thailand – Immer mehr ausländische Touristen und Langzeitbesucher äußern ihren Unmut über das ihrer Ansicht nach rapide schlechter werdende Fahrverhalten auf Pattayas Straßen. Was früher als „typisches asiatisches Chaos“ galt, wird inzwischen als unberechenbar, chaotisch und gefährlicher denn je beschrieben.
Ein langjähriger Bewohner schilderte ein mittlerweile typisches Erlebnis: Während er ein langsam fahrendes Auto überholte, dessen Fahrer mit dem Handy beschäftigt war, fuhr ein Motorrad vor das Fahrzeug. Es gab genügend Platz und keinerlei Konflikt – bis der Motorradfahrer plötzlich im 90-Grad-Winkel quer auf der Fahrbahn anhielt und so sowohl den Überholenden als auch das Auto blockierte. Danach drehte er um und fuhr in die entgegengesetzte Richtung davon. Der Fahrer war – so der Bericht – ein Polizist außer Dienst. „Und ich soll der Idiot sein?“, fasste der Anwohner seine Frustration zusammen.
Auch beim Einfädeln auf stark befahrene Straßen berichten viele von aggressivem Verhalten. Ein Vater schilderte, wie er beim alltäglichen Schulweg bedrängt und geschnitten wurde, erneut durch einen Polizisten außerhalb des Dienstes. „Wie soll sich hier irgendetwas verbessern?“, fragte er. Fast jede Fahrt mit seinem Kind auf dem Motorrad bringe zwei bis drei gefährliche Situationen mit sich.
Viele Langzeitbesucher betonen, dass das aktuelle Problem nichts mit Unterschieden zwischen thailändischem und ausländischem Fahrstil zu tun habe, sondern mit einem allgemeinen Zusammenbruch grundlegender Aufmerksamkeit: Fahrer, die mit dem Handy abgelenkt sind, Motorradfahrer, die nie den Kopf drehen, und Verkehrsteilnehmer, denen offenbar nicht bewusst ist, dass andere ebenfalls unterwegs sind. „Es ist lokale Fahrlässigkeit untereinander – früher war das nicht so“, bemerkte ein erfahrener Rollerfahrer.
Fahrer mit jahrelanger Erfahrung in Südostasien berichten inzwischen, dass Pattaya für sie die stressigste Stadt der Region geworden ist. Viele sind seit ihrer Kindheit auf zwei Rädern unterwegs und kennen die Verkehrsrealität von Bangkok, Saigon, Manila, Phnom Penh und Jakarta – dennoch erleben sie in Pattaya mehr Beinahe-Unfälle als anderswo. Sie machen die stark gestiegene Verkehrsdichte, mangelnde Kontrollen und die zunehmende Normalisierung riskanten Verhaltens für die Zuspitzung verantwortlich.
Besonders beunruhigend sei, so mehrere Anwohner, dass sich dieses gefährliche Verhalten erst in den vergangenen zwei bis drei Jahren deutlich verstärkt habe. Sie sehen einen Zusammenhang mit Pattayas schnellem Bevölkerungswachstum, der Rückkehr des Tourismus und der wachsenden Zahl an Lieferfahrern in einem ohnehin überlasteten Straßennetz. Was einst chaotisch, aber vorhersehbar war, sei heute unberechenbar und unsicher.
Trotz aller Kritik betonen viele ihre Verbundenheit zur Stadt – doch die Sorge wächst, dass ohne konsequente und dauerhafte Verkehrsüberwachung keine Verbesserung zu erwarten ist. „Wenn ich alleine fahre, komme ich klar“, sagte ein langjähriger Resident. „Aber mit meinem Kind auf dem Motorrad fühlt es sich an, als würde man mit dem Leben eines geliebten Menschen spielen.“
Derzeit versuchen Touristen und Expats, sich bestmöglich anzupassen. Doch der Tenor ist eindeutig: Pattayas Straßen sind nicht nur voll – sie entwickeln sich zu einer Gefahr, die niemand ignorieren kann.









