Wird Pattayas Soi 6 zum Spielplatz nur für chinesische Touristen?

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Bars und Schilder in Soi 6 richten sich zunehmend an Mandarin-sprechende Touristen – ein Spiegelbild des Wandels im Nachtleben Pattayas. (Foto: Jetsada Homklin)

PATTAYA, Thailand – Seit Jahrzehnten gilt Pattayas Soi 6 als pulsierendes Zentrum des Nachtlebens, bekannt für seine Bars, Unterhaltung und neonbeleuchteten Straßen. Doch langjährige Besucher und Brancheninsider fragen sich zunehmend, ob die Straße ihren ursprünglichen Charme verliert – und ob sie sich inzwischen fast ausschließlich auf eine Zielgruppe konzentriert: chinesische Touristen.

Ein abendlicher Spaziergang durch die Soi zeigt die Veränderungen deutlich. Speisekarten, Schilder und Werbematerialien sind zunehmend auf Mandarin verfasst. Barpersonal und Entertainer werden gezielt geschult, um chinesische Gäste anzusprechen. Pauschalangebote, Preise und VIP-Services sind exakt auf deren Erwartungen zugeschnitten. Während der Zustrom chinesischer Touristen klare wirtschaftliche Vorteile bringt, sehen manche Beobachter darin auch eine Abkehr von der internationalen Mischung, die die Straße einst prägte.

Viele Stammgäste fühlen sich inzwischen an den Rand gedrängt. „Ich komme seit Jahren hierher“, klagte ein regelmäßiger Besucher, „aber jetzt fühle ich mich wie ein Fremder. Musik, Getränke, ja selbst die Gespräche – alles richtet sich an chinesische Touristen. Für den Rest von uns ist kaum noch Platz.“



Lokale Geschäftsleute verteidigen die Entwicklung. Angesichts der wieder steigenden Besucherzahlen aus China nach der Pandemie sei die Ausrichtung auf zahlungskräftige Gruppen ein Garant für das wirtschaftliche Überleben. Kritiker warnen jedoch, dass diese einseitige Fokussierung andere Gäste – Europäer, Amerikaner und sogar Thais – zunehmend ausschließe.

Auch kulturelle Spannungen bleiben nicht unbemerkt. Unterschiedliche Erwartungen hätten zu einer gewissen Entfremdung geführt, so Beobachter. Langzeitexpats und Stammgäste fänden nur noch schwer die vertraute Atmosphäre, die sie einst nach Soi 6 gezogen hatte.


Die entscheidende Frage lautet daher: Entwickelt sich Soi 6 schlicht im Zuge veränderter Besucherstrukturen – oder wird sie bewusst zu einem Spielplatz vor allem für chinesische Touristen umgestaltet? Für viele bleibt es eine ambivalente Entwicklung: ökonomisches Überleben auf der einen Seite, das langsame Verschwinden einer multikulturellen Nachtleben-Tradition auf der anderen.