Thailands Selbstmordzahlen überschreiten 5.000 pro Jahr

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Sprünge von Condo-Balkonen sorgen in Thailand oft für Schlagzeilen, doch die tatsächlichen Fakten zu Selbstmorden bleiben schwer fassbar.

Das thailändische Gesundheitsministerium hat Daten für 2024 veröffentlicht, wonach die Gesamtzahl der Selbstmorde landesweit bei 5.217 lag, was etwa 8,2 pro 100.000 Einwohner entspricht. Damit liegt Thailand an der Spitze Südostasiens im Vergleich zu den Philippinen (3,5), Kambodscha (4,5) oder Vietnam (7,3). Russland und Indien weisen jedoch noch höhere Werte auf, beide im zweistelligen Bereich.

Rein statistisch bedeutet dies etwa zwei Selbstmorde pro Stunde in Thailand über das ganze Jahr hinweg. Die Zahlen scheinen in den letzten Jahren gestiegen zu sein. Daten von Pacific Prime und der World Bank Open Data deuten darauf hin, dass es im Kalenderjahr 2020 insgesamt rund 4.400 Selbstmorde gab. Letztere Quelle nennt den Mangel an leicht zugänglichen Beratungsdiensten als möglichen beitragenden Faktor.



Es ist wichtig zu beachten, dass veröffentlichte Daten stets unvollständig sein können. Die meisten akademischen Studien basieren auf den Todesbescheinigungen des forensischen Registers. Diese Informationen sind gelegentlich unklar oder spezifizieren nicht eindeutig das Ergebnis der Autopsie. Eine Todesbescheinigung vermerkte beispielsweise lediglich: „Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.“

Die veröffentlichten Daten führen keine getrennte Statistik für Ausländer. Recherchen mit Künstlicher Intelligenz über Medienberichte und Aussagen von Bestattungsmitarbeitern (z. B. in Banglamung, Pattaya) deuten darauf hin, dass Ausländer etwa zehn Prozent der Gesamtzahl in städtischen Gebieten ausmachen – also rund 520 pro Jahr. Diese Fälle konzentrieren sich überwiegend auf Städte wie Bangkok und Pattaya, nicht auf ländliche Regionen.

Die Statistiken zeigen, dass vier von fünf Selbstmorden Männer betreffen. Unter Thailändern liegt der Schwerpunkt bei jungen Männern (20–29 Jahre), die meist Gift oder Schusswaffen wählen. Bei Ausländern handelt es sich überwiegend um ältere Männer (50+), bei denen das Springen aus hohen Gebäuden die häufigste Methode ist. Die Gründe für diese Unterschiede sind bisher nicht wissenschaftlich untersucht worden.

Zur Einschätzung von Ausländer-Selbstmorden erklärte Polizei-Oberstleutnant Preecha Natpadong: „Die meisten Selbstmorde sind genau das. Unfälle und Morde sind in diesen Fällen ungewöhnlich.“ In Pattaya gibt es beispielsweise nur einen dokumentierten Fall, bei dem ein Ausländer von einem Balkon stürzte und dies als Unfall registriert wurde – ein betrunkener Amerikaner, der auf einer Party filmte, wie er herumalberte.


Die thailändische Polizei wird häufig beschuldigt, angebliche Selbstmorde nicht ausreichend zu untersuchen. Beschwerden von Angehörigen bei Botschaften gab es in der Vergangenheit vereinzelt. Preecha betont jedoch, dass die entscheidenden Beweise die Autopsieberichte, die Untersuchung des Raums, relevante Videoaufnahmen und Befragungen von Mitarbeitern seien. „Die meisten Ausländerfälle sind unkompliziert. Wenn Angehörige eine zweite Autopsie wünschen, steht ihnen das ebenfalls frei.“

Pattaya hat insbesondere einen Ruf für spektakuläre Todesfälle. Lokale Social-Media-Kanäle berichten oft sensationslüstern über die Verstorbenen, während in Berichten von Fällen die Rede ist, bei denen Opfer angeblich gebunden oder mit Plastiktüten bedeckt starben, ohne fremde Hilfe. Mindestens drei britische Zeitungen unterhalten mittlerweile eigene Thailand-Webseiten, die teilweise von diesen Berichten leben.


Die Realität könnte weniger dramatisch sein. Eine Überprüfung von Pattaya-Medienberichten zeigt, dass es in den ersten sechs Monaten 2024 36 ausländische Selbstmorde in der Stadt gab. Ein neuer Internetbericht für die ersten sechs Monate 2025 nennt 48 Fälle. Ein Anstieg ist vor allem bei russischen, chinesischen und südkoreanischen Staatsangehörigen zu verzeichnen, deren Zahl nach der COVID-Pandemie deutlich zugenommen hat. Sowohl ausländische als auch thailändische Selbstmorde sind ein ernstes Problem, doch die Datenlage ist noch zu dünn, um endgültige Schlussfolgerungen zu ziehen.