
PATTAYA, Thailand – An einem brütend heißen Augustnachmittag auf der Second Road schlängelt sich der Motorradverkehr an einem Polizeikontrollpunkt vorbei. Während einige Fahrer ohne Helm angehalten werden, fahren andere scheinbar unbehelligt durch – begleitet von nichts weiter als einem Nicken. Der Grund? Ein Ausdruck, der unter Einheimischen offenbar an Popularität gewinnt: „Zu heiß für einen Helm.“
Mehrere Anwohner und Langzeitbesucher berichten, dass sie selbst erlebt oder beobachtet hätten, wie Polizisten diese Hitze-Ausrede akzeptierten, ohne ein Bußgeld zu verhängen. „Ich wurde angehalten, und der Beamte fragte, warum ich keinen Helm trug“, erzählt ein britischer Rentner, der seit sechs Jahren in Pattaya lebt. „Ich sagte, es sei zu heiß. Er lachte, sagte ‘Pass auf dich auf’ und ließ mich weiterfahren.“
Nach thailändischem Gesetz müssen sowohl Fahrer als auch Beifahrer von Motorrädern Helme tragen – Verstöße können mit bis zu 2.000 Baht geahndet werden. Die Vorschrift ist Teil einer landesweiten Strategie zur Reduzierung von Verkehrstoten – ein dringendes Problem in einem Land, das zu den gefährlichsten für Motorradfahrer weltweit zählt. In Pattaya unterstützen mittlerweile KI-Kameras die Polizei – wer ins Visier gerät, wird erfasst.
Doch die lasche Durchsetzung der Helmpflicht in Pattaya gilt seit Langem als offenes Geheimnis. „Es ist, als hingen die Regeln vom Tag, der Laune des Beamten und vielleicht auch davon ab, wie verschwitzt man aussieht“, sagt ein thailändischer Ladenbesitzer nahe der Beach Road, der anonym bleiben möchte.
Die örtliche Polizei äußerte sich nicht dazu, ob „Hitze-Ausnahmen“ offiziell anerkannt sind – ein solcher Passus existiert im Gesetz nicht. Ein Sprecher der Pattaya City Police erklärte am Telefon lediglich: „Wir ermutigen alle, jederzeit Helme zu tragen – zu ihrer eigenen Sicherheit.“
Kritiker warnen, dass solche Ausnahmen die Sicherheitskampagnen untergraben und widersprüchliche Signale senden. Ein Verkehrssicherheitsexperte betont: „Das Wetter ist keine Ausrede. Helme retten zu jeder Jahreszeit Leben. Das Gesetz ist das Gesetz – ohne konsequente Durchsetzung verliert es seinen Sinn.“
Viele Fahrer halten jedoch dagegen, dass bei 35°C Mittagshitze das Tragen eines Helms schlicht unerträglich sein könne. „Wir sagen nicht, dass Helme schlecht sind“, meint ein Fahrer, „aber an manchen Tagen fühlt es sich an, als würde man seinen Kopf im Topf kochen.“
Ob die Polizei in Pattaya diese „Hitze-Ausrede“ bewusst duldet oder ob es nur Zufall ist, bleibt unklar. Sicher ist nur: Auf den Straßen der Stadt ist immer Helmsaison – zumindest laut Gesetz.









