
PATTAYA, Thailand – In einer Stadt, in der Lächeln als Währung gilt und gute Laune das große Versprechen ist, spielen ausländische Besucher seit jeher eine tragende Rolle für Pattayas Wirtschaft. Vom Strandlokal über Massagesalons bis hin zu Eigentumswohnungen und Garküchen – ihr Geld fließt stetig, meist ohne große Beschwerden. Doch seitdem Kampagnen kursieren, in denen Touristen aufgefordert werden, thailändische Lottoscheine zu kaufen, um „lokale Verkäufer zu unterstützen“, fragen sich viele: Haben wir nicht längst genug getan?
„Ich kaufe Essen, miete eine Wohnung, gebe großzügig Trinkgeld. Warum soll ich jetzt noch ein Los kaufen, um zu helfen?“, fragt ein langjähriger Besucher. „Was kommt als Nächstes – Trinkgeld für Bauarbeiter?“
In den letzten Wochen tauchten in sozialen Medien und auf Gehwegen verstärkt Aufrufe auf, Lottoscheine – offiziell für 80 Baht, aber meist für 100 Baht verkauft – als Zeichen der Solidarität zu kaufen. Das stößt bei vielen auf Skepsis.
„Die Verkäufer bekommen die Lose für 72 Baht, der offizielle Preis ist 80. Also haben sie schon Gewinn“, merkt ein Ausländer an. „Und dann wollen sie 100 Baht. Fast 40 % Aufschlag. Nein danke. Ich zahle eh schon für Drinks, Mädels und Hotels – das reicht wohl.“
Andere äußern Zweifel an der Echtheit. „Woher soll ein Tourist wissen, ob das Ticket echt ist?“, fragt ein Expat. „Wie bei Medikamenten, Zigaretten oder Uhren – man weiß nie genau. Wenn man zu genau hinschaut, sieht alles wie Abzocke aus.“
Laut thailändischer Regierung fließen Einnahmen aus der Staatslotterie in nationale Projekte wie Infrastruktur. Doch viele glauben nicht, dass ein Loskauf durch Touristen in Pattaya entscheidend etwas bewirkt – schließlich geben Besucher hier ohnehin genug aus.
„Ich frage mich immer, ob die Lose echt sind“, sagt ein weiterer Gast. „Ich hab acht Jahre lang bei jeder Ziehung mehrere gekauft. Einmal gewonnen – das war’s. Prost – ich lass mir nicht mehr vorschreiben, was ich kaufen soll.“
Ein anderer, in einer Bar an der Soi Buakhao sitzend, beobachtet oft, wie Verkäuferinnen sich durch den Verkehr schlängeln, um Bar-Mädchen ihre Lose anzubieten. „Die geben auch viel aus“, bemerkt er, während eine Verkäuferin mit laminierten Losen und hoffnungsvollem Lächeln vorbeiläuft.
Am Jomtien Beach sitzt ein älterer Ausländer entspannt im Campingstuhl, genießt Wind und Sonnenuntergang – halb aufs Meer, halb den Frauen hinterherblickend. Ein thailändischer Mann tritt schweigend an ihn heran, hält ihm ein Tablett mit Losen hin. Der Besucher lächelt höflich und winkt ab: „No thank you.“ Dann murmelt er mit einem Grinsen: „Muss ich das wirklich kaufen?“
Andere sehen es gelassener. „Ich hab mal 8.000 Baht gewonnen“, lacht ein Tourist. „Ein paar Nullen mehr wären schöner gewesen – aber meine Freundin hat sich gefreut, also egal.“
Doch viele sehen eine Grenze zwischen echter Unterstützung und Druck. „Es geht nicht darum, nicht helfen zu wollen. Wir helfen Pattaya gern – mal mehr, mal weniger – aber bitte kein schlechtes Gewissen machen. Behandelt uns fair, dann kommen wir immer wieder. Und akzeptiert auch mal ein ‚mai ao krap‘ (nein, danke) mit einem Lächeln.“
In einer Stadt, in der das Wetter stündlich wechselt, Großzügigkeit aber Dauer hat, ist die Botschaft klar: Gerne helfen – aber nicht als Almosen getarntes Glücksspiel.
Wie ein Reisender beim Absteigen vom Baht-Bus treffend zusammenfasste:
„Wenn ihr wirklich Unterstützung wollt, werft doch einfach Geld vom Truck. Dann wissen wir wenigstens, wo’s hingeht.“









