Wie sollen Pattayas Straßen sicher sein, wenn Fahrschulen laut Ausländern eine „Comedy-Show“ sind?

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Auf Pattayas Straßen ist anhalten bei Rot oft optional – und gilt manchmal sogar als Schwäche. Kein Wunder also, dass manche Fahrschüler in thailändischen Prüfzentren schon bei der Reihenfolge der Ampelfarben scheitern. Anpassen oder überrollt werden. (Foto: Jetsada Homklin)

PATTAYA, Thailand – Auf den Straßen Pattayas ist Glück keine Strategie. Es ist eher der letzte Rest Hoffnung, wenn Planung, Aufmerksamkeit und gesunder Menschenverstand längst aufgegeben wurden. Ob man nun die Straße überquert, auf einem Motorroller fährt oder das Chaos vom Café aus beobachtet: Schnell wird klar, dass das Überleben weniger von Regeln als von Instinkt abhängt.

„Ich hielt vor einem Krankenhaus in Bangpli an, damit Fußgänger den Zebrastreifen überqueren konnten“, berichtet ein langjähriger Besucher. „Ich zählte zwölf Autos, die trotzdem weiterfuhren, während Menschen schon auf der Fahrbahn waren. Dann kam ein Krankenwagen – Blaulicht und Sirene an – mit rund 80 km/h durch die letzte Spur und hätte dabei fast drei Fußgänger erfasst.“



Ein vertrautes Bild in Pattaya und darüber hinaus: Zebrastreifen, die keinen Schutz bieten, Autofahrer, für die Rotlicht nur ein Vorschlag ist, und ein tägliches Glücksspiel für alle, die sich durch das Verkehrsgewirr kämpfen.
„Das hat nichts mit Glück zu tun“, sagt ein anderer Bewohner. „Nur mit gesundem Menschenverstand, offenen Augen und dem Willen, auch mal nach rechts zu schauen. Wie schwer kann das sein?“
Offenbar sehr schwer. Von chaotischen Kreuzungen bis zu Parkplätzen, deren Markierungen ignoriert werden, scheitern selbst einfachste Hinweise.

„Ich sprach mit einem thailändischen Fahrer darüber, dass manche immer in die falsche Richtung in Schrägparkbuchten fahren“, erzählt ein Expat. „Für mich war das offensichtlich falsch, aber er meinte, er finde diese Aufteilungen verwirrend – trotz Pfeilen und Schildern.“

Die Verwirrung beginnt oft schon dort, wo man eigentlich fahren lernen soll. Ein Ausländer, der kürzlich ein thailändisches Fahrprüfzentrum besuchte, nannte es „eine Comedy-Show“.
„Die meisten wussten nicht mal, in welcher Reihenfolge die Ampelfarben sind“, sagt er. „Was sie bräuchten, ist eine richtige Fahrschule – eine, die Manieren, Aufmerksamkeit und den Sinn eines Zebrastreifens vermittelt.“

Ein anderer Einwohner berichtet, wie er eine thailändische Bekannte zur Fahrschule schickte: „Sie fuhr Roller wie auf Zeit, musste aber Schaltung lernen. Die Fahrschule bot fünf Fahrstunden an – alle unter 15 km/h auf einem abgesperrten Platz. Am letzten Tag bin ich mit. Drei Autos fuhren in eine Richtung, plötzlich kam eines von vorn. Auf dem Heimweg fuhr ein Fahrlehrer dann über mehrere Spuren, doppelt so schnell wie erlaubt, direkt durch Gegenverkehr. Sie hat bestanden. Aber das erste Jahr hinterm Steuer war… nervenaufreibend.“

Es geht nicht nur um schlechte Gewohnheiten, sondern auch um tief verwurzelte Einstellungen. Viele, die lange hier leben, sprechen von einem kulturellen Problem.
„Das hat so viele Ebenen – Gesetzlosigkeit, Ego, Müdigkeit, Handys in der Hand, getönte Scheiben“, schreibt ein Expat in einem Forum. „Früher, als weniger Verkehr war, ging das vielleicht noch. Heute werden Fußgänger nicht mehr respektiert, Roller gelten als störend. Die Kultur sitzt tief. Sie wird sich nicht ändern. Also passt man sich an – oder riskiert es.“

Eine Straße in Pattaya zu überqueren ist daher ein Akt des Mutes – manchmal auch der Verzweiflung. Zwar gibt es Ampeln und Markierungen, doch ob sie beachtet werden, ist eine andere Frage.
„Gestern sah ich eine Frau, die Beach Road überqueren wollte“, erzählt ein Fotograf. „Sie wartete fünf Minuten, dann ging sie einfach. Ein Baht-Bus wich aus, ein Roller bremste scharf – und sie kam durch. Sie hat gelächelt, aber es war das Lächeln von jemandem, der denkt: ‚Ich lebe noch.‘“


Ja, Pattayas Straßen sind ein Glücksspiel. Doch wer sagt, es gehe nur um Glück, irrt. Es geht darum, wachsam zu sein, nichts zu erwarten – und zu wissen, dass keine Markierung und kein Licht Sicherheit garantieren. Denn hier heißt Rot nicht unbedingt Stopp, und ein Zebrastreifen heißt nicht, dass man gesehen wird. Es ist kein Verkehrssystem. Es ist eine Einstellung. Und an die muss man sich besser gewöhnen.