Pattayas Nachtleben: Kein Tourismus, kein Lohn – Barangestellte kämpfen ums Überleben

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Viele Beschäftigte im Nachtleben leben nur von Trinkgeldern und Barfines – bleibt das Geschäft aus, fehlt jedes Einkommen. (Foto: Jetsada Homklin)

PATTAYA, Thailand – Eine jüngste Hilfsaktion für Beschäftigte im Unterhaltungsgewerbe in Pattaya hat online hitzige Diskussionen ausgelöst. Viele fragten, warum Bar-Mitarbeiterinnen – oft als gut verdienend während der Hochsaison angesehen – in der Nebensaison Unterstützung benötigen.

Kritiker äußerten Unverständnis darüber, dass Beschäftigte in Bierbars oder Go-Go-Clubs Hilfe brauchen sollten. „Warum zahlen die Manager denn keinen Lohn?“, fragte ein Kommentator. Doch Kenner der Branche erklären, dass die Realität oft härter aussieht: „Die meisten Bars zahlen den Mädchen überhaupt kein Grundgehalt“, berichtete ein langjähriger Bewohner. Ihr Einkommen stammt fast ausschließlich aus Lady Drinks, die Gäste für sie bestellen, sowie aus Barfines, wenn sie mit Kunden ausgehen. Kassiererinnen oder Mama-sans erhalten zwar feste Gehälter, doch Tänzerinnen und Hostessen sind fast vollständig auf Provisionen angewiesen – ein Modell, das nur in der Hochsaison funktioniert.



Einige widersprachen und sagten, dass inzwischen mehr Bars Grundgehälter zahlen, gerade in Pattaya. „Stimmt so nicht mehr – viele haben inzwischen Lohn“, meinte ein Kommentator. Doch diese Gehälter liegen meist nur bei etwa 10.000 Baht im Monat und sind an Bedingungen geknüpft: Wer nicht genug Getränke verkauft, dem wird das Gehalt gekürzt. „Ein grausames Geschäft für die Mädchen“, sagte jemand, der Bars in Phuket kennt. In manchen chinesisch geführten Betrieben arbeiten über 200 Frauen angeblich ganz ohne Grundgehalt – sie leben nur von Trinkprovisionen und Barfines.

Ein häufiges Argument lautet, dass die Frauen sich freiwillig für diesen Job entscheiden. Doch der Vergleich mit anderen Jobs zeigt, warum: „In Fabriken verdient man 20.000–30.000 Baht im Monat, bei 12-Stunden-Schichten an sechs Tagen die Woche“, schrieb ein Nutzer. In Bars könne man theoretisch das Fünffache verdienen – aber eben nur, wenn ausreichend Touristen kommen. Bleiben diese aus, wie aktuell in der Nebensaison, versiegt das Einkommen schnell.


Die Kritik an Hilfsaktionen blendet laut anderen Kommentatoren das eigentliche Problem aus: die fehlende Absicherung für informell Beschäftigte. Kaum eine Barfrau hat Arbeitsvertrag, Sozialversicherung oder Schutz bei Geschäftseinbußen. „Wenn alles läuft, sieht man sie; wenn nicht, werden sie übersehen“, kommentierte ein langjähriger Expat.

Solange die Touristenzahlen schwanken und Pattaya durch die Nebensaison geht, zeigt sich, wie anfällig das Nachtleben ist – und wie wenig Sicherheit für diejenigen besteht, die davon leben. Ob falsches Geschäftsmodell, fehlende Arbeitnehmerrechte oder schlichte Marktwirtschaft: Klar ist, dass Barfrauen nicht immer Hilfe brauchen – aber wenn doch, dann meist deshalb, weil ihr System von Anfang an keine Stabilität garantiert hat.

Trotz des öffentlichen Eindrucks kämpfen viele Barfrauen in der Nebensaison mit geringen Grundgehältern, Lohnkürzungen und fehlender Jobsicherheit. (Foto: Jetsada Homklin)