
PATTAYA, Thailand – Seit Jahren prägen Motorräder und Motorroller das Straßenbild von Pattaya: günstig in der Anschaffung, leicht zu parken und schnell im dichten Verkehr. Doch unter ausländischen Einwohnern und Langzeitbesuchern wird zunehmend infrage gestellt, ob das Fahren eines kleinen Motorrads in Pattaya überhaupt noch sinnvoll ist. Ihr Fazit fällt deutlich aus: Pattayas Straßen sind kein Ort für fragile Fahrzeuge.
Expats, die seit vielen Jahren in der Stadt leben, sehen die größte Gefahr nicht nur in Schlaglöchern oder Verkehrsstaus, sondern vor allem im unberechenbaren Fahrverhalten und in einer uneinheitlichen Durchsetzung der Verkehrsregeln. Missachtete rote Ampeln, Einbahnstraßen, die eher als Empfehlung gelten, Motorräder auf Gehwegen sowie abruptes Spurwechseln ohne Vorwarnung gehören für viele zum Alltag. In einem solchen Umfeld bietet ein 110- bis 125-ccm-Roller kaum Schutz, wenn etwas schiefgeht.
Viele Ausländer kritisieren zudem, dass Verkehrsregeln oft selektiv kontrolliert werden. Der Fokus liege häufig auf Formalitäten wie Papieren oder Helmkontrollen, während gefährlichere Verhaltensweisen – Fahren in falscher Richtung, aggressives Slalomfahren oder das Blockieren von Kreuzungen – weitgehend ungeahndet blieben. Kommt es zu Unfällen, seien es fast immer die Motorradfahrer, die den höchsten Preis zahlen.
Aus diesem Grund raten einige Expats Neuankömmlingen inzwischen offen: Wer es sich leisten kann, sollte lieber ein kleines Auto kaufen. Selbst ein bescheidener Gebrauchtwagen bietet im Vergleich zum Motorrad grundlegende Sicherheitsvorteile – Sicherheitsgurte, Airbags, eine stabile Karosserie und Schutz vor Witterungseinflüssen. Klimaanlage, Musik und die Möglichkeit, den Verkehr sitzend und geschützt zu überstehen, senken zudem den täglichen Stresspegel erheblich. Wie ein langjähriger Bewohner es formuliert: „Man kommt genervt an, nicht verletzt.“
Auch die Kosten gelten nicht mehr als unüberwindbares Hindernis. Gebrauchte Kleinwagen sind weit verbreitet, und einfache Elektrofahrzeuge sind inzwischen ab etwa 500.000 Baht erhältlich. Für Expats, die mehrere Monate oder Jahre bleiben, sei der höhere Anschaffungspreis im Vergleich zu möglichen Krankenhausrechnungen – oder Schlimmerem – gut investiertes Geld.
Kritiker wenden ein, dass mehr Autos die Verkehrsprobleme verschärfen, und ganz von der Hand zu weisen ist das nicht. Pattayas Straßennetz ist bereits stark belastet. Expats entgegnen jedoch, dies sei ein politisches und infrastrukturelles Problem – keine individuelle Überlebensfrage. Solange Kontrollen und Verkehrsdisziplin nicht deutlich verbessert werden, gingen insbesondere ausländische Fahrer, die mit der lokalen Fahrkultur nicht vertraut sind, auf kleinen Motorrädern ein unverhältnismäßig hohes Risiko ein.
Hinzu kommt eine kulturelle Komponente. Für Einheimische, die von klein auf gelernt haben, sich im chaotischen Verkehr zu bewegen, mögen Motorräder selbstverständlich sein. Für viele Ausländer – insbesondere ältere Bewohner – sind Reaktionszeiten und Risikotoleranz jedoch andere. Was für die einen normal wirkt, kann für die anderen lebensgefährlich sein.
Am Ende spiegelt die Debatte ein tiefer liegendes Problem wider: Pattayas Straßen haben sich weder an das wachsende Verkehrsaufkommen noch an die Vielfalt der Verkehrsteilnehmer angepasst. Bis sich das ändert, sind viele Expats überzeugt, dass der sicherste Schritt nicht darin besteht, besser Motorrad zu fahren – sondern gar nicht mehr zu fahren.









