
PATTAYA, Thailand – Ein weiterer Tourist auf einem gemieteten Motorrad hat in dieser Woche in Jomtien einen Fußgänger angefahren. Niemand war überrascht. In Pattaya gehören solche Unfälle längst zum Alltag – ebenso wie Motorräder auf Gehwegen, ignorierte rote Ampeln und Polizeikontrollen, die nach Einbruch der Dunkelheit spurlos verschwinden.
Alle paar Monate kündigen Behörden an, entschiedener gegen fahruntüchtige oder unlizenzierte Fahrer vorzugehen. Doch hinter den Ankündigungen passiert wenig. Das Muster bleibt dasselbe: Ein Fahrer ohne gültigen Führerschein zahlt eine kleine Geldstrafe, der Vermieter eine geringe Gebühr, um sein Fahrzeug zurückzubekommen – und das Leben geht weiter, bis zum nächsten Unfall.
Vor einigen Jahren wurde ein Gesetz erlassen, das genau dieses Problem lösen sollte. Es verpflichtete Motorradverleiher, nur an Fahrer mit thailändischem oder internationalem Führerschein zu vermieten. Bei Verstößen drohten Beschlagnahmungen und Bußgelder. Kurzzeitig zeigte die Regelung Wirkung – bis die Durchsetzung, wie so oft in Thailand, still und leise versandete.
Die Realität ist einfach: Geld zählt mehr als Sicherheit. Motorradverleiher geben ihre Fahrzeuge weiterhin an jeden aus, der einen Reisepass und Bargeld vorlegen kann – egal, ob er jemals zuvor auf einem Roller saß. Viele Touristen, die zu Hause kaum Fahrrad fahren, steigen auf und glauben, „alle fahren hier so“. Gleichzeitig dienen thailändische Fahrer, darunter Essenslieferanten und Einheimische ohne Versicherung, täglich als negatives Vorbild. Wie ein Langzeitbewohner trocken bemerkte: „Sie kommen nicht her und werden plötzlich rücksichtslos – sie machen einfach nach, was sie sehen.“
Die Polizei könnte das Problem über Nacht beenden, indem sie Bikes von Vermietern beschlagnahmt, die gegen das Gesetz verstoßen. Doch das passiert nicht – weil Bußgelder und Gebühren schnelles Geld bringen. Es gibt keinen Anreiz, ein System zu beenden, das den Geldfluss sichert. So bleiben Zebrastreifen Bowlingbahnen, Ampeln Dekoration, und Touristen lernen auf schmerzhafte Weise, dass Pattayas Straßen keine Spielplätze sind.
Am Ende geht es bei Pattayas Verkehrschaos weder um Ausländer noch um Einheimische – sondern um Kultur, Nachlässigkeit und Korruption. Und solange niemand entscheidet, dass Menschenleben mehr wert sind als die nächste Mietgebühr, werden Pattayas Straßen bleiben, wie sie sind: schnell, gesetzlos und tödlich.









