Vorgeschlagenes Hotelgesetz öffnet Pattaya die Tür für unregulierte Kurzzeitvermietungen in Eigentumswohnungen – „Wer ist Ihr Nachbar?“

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„Niemand will, dass die Nachbarwohnung zur Touristen-Durchgangsstation wird“, warnt THA-Präsident Thienprasith. – Pattayas Skyline im Wandel: Neues Unterkunftsgesetz sorgt für Streit um Condo-zu-Hotel-Umwandlungen.

PATTAYA, Thailand – Pattaya steht im Zentrum einer kontroversen nationalen Debatte, denn der Entwurf des neuen Hotel- und Übernachtungsunterbringungsgesetzes, auch bekannt als „Gesetz zur Gleichstellung von Unterkünften“, droht die Gastroszene der Stadt grundlegend zu verändern – mit Chancen, aber auch erheblichen Risiken. Während das Gesetz die veralteten Regelungen modernisieren soll, warnen Kritiker vor sinkenden Sicherheitsstandards, Vertrauensverlust in der Gemeinschaft und Gefahren für die nachhaltige Entwicklung des Tourismus, insbesondere in Städten wie Pattaya, wo die informelle Unterkunftsbranche bereits in einer rechtlichen Grauzone floriert.



Der vom Volkspartei-Block eingebrachte Gesetzesentwurf will die Hotelzulassung vereinfachen, die bislang in komplizierten Verknüpfungen mit Bau-, Umwelt- und Stadtplanungsgesetzen steckt. Künftig sollen lokale Verwaltungen, darunter Pattaya und Bangkok, die Befugnis erhalten, eigene Regeln festzulegen und Betriebsgenehmigungen zu erteilen. Diese Dezentralisierung soll laut Befürwortern die Verwaltung vor Ort stärken und flexible, kleinteilige Übernachtungsmöglichkeiten legalisieren.

Für Pattaya, wo Luxushotels neben günstigen Eigentumswohnungen stehen, die oft über Apps stunden- oder tageweise vermietet werden, scheint das Gesetz die Realität abzubilden. Zahlreiche nicht lizenzierte Vermieter kleiner Wohnungen oder Häuser operieren bisher ohne nennenswerte Kontrolle. Der Entwurf öffnet diesen Betreibern potenziell die Tür zur Legalisierung – tausende „Mikro-Gastgeber“ könnten über Nacht legal werden.


Doch genau das beunruhigt Herrn Thienprasith Chaipattaranan, Präsident des Thai Hotels Association (THA). Er warnt vor einer gefährlichen Lücke, da einzelne Eigentumswohnungen in Mehrfamilienhäusern als Unterkunft registriert werden könnten, ohne dass das ganze Gebäude oder die Gemeinschaft den Status eines Hotels erhält. „Das verletzt die Rechte der Anwohner“, so Thienprasith. „Niemand kauft eine Eigentumswohnung in der Erwartung, dass die Nachbareinheit zur Touristen-Drehkreuz wird.“

Gerade in touristisch stark frequentierten Wohngebieten wie Pattaya, wo Eigentumswohnungen bei Investoren und Teilzeitbewohnern beliebt sind, könnte dies zu einem sprunghaften Anstieg halblegaler Kurzzeitvermietungen führen. Noch problematischer: Ausländische Käufer könnten das System ausnutzen, um faktisch Hotels zu betreiben – ohne Steuern zu zahlen, Sicherheitsauflagen zu erfüllen oder Verantwortung zu übernehmen.

„Thailänder werden Gastgeber ohne Mitspracherecht“, warnt Thienprasith. „Das Geld fließt ins Ausland, Verantwortung gibt es keine.“


Auch etablierte Hotelbetreiber schlagen Alarm. Sie betonen, dass das geltende Hotelgesetz von 2004 mit ordentlicher Umsetzung ausreichend Schutz biete. Die Regierung wolle eher schnell den unregulierten Markt eingliedern, statt nachhaltig für Qualität zu sorgen.

Die geplante Neudefinition eines „Hotels“ mit höheren Zimmergrenzen, automatische Genehmigungen bei Behördenschelte und fehlende strengere Sicherheitsauflagen bedeuten laut Hotelverbänden „ein Rennen nach unten“. Gerade in Pattaya, wo Vertrauen für Familien- und internationale Gäste essenziell ist, könnte das den Ruf dauerhaft schädigen.

Ein Hotelier bringt es auf den Punkt: „Wir halten uns an Brandschutz, zahlen Steuern, beschäftigen Vollzeitpersonal. Wenn mein Nachbar seine Wohnung ohne diese Standards als Hotel nutzt – wie fair ist das?“


Nicht alle Aspekte stoßen auf Ablehnung. Stadtverwaltung und Tourismusexperten begrüßen, dass lokale Regierungen die Lizenzgebühren einbehalten und in Infrastruktur reinvestieren können. Auch klarere Gebührenobergrenzen für kleine Anbieter werden als positiv gesehen. Diese Einnahmen könnten dringend benötigte Verbesserungen für Gehwege, Beschilderung und Sauberkeit finanzieren.

Doch die entscheidende Frage bleibt: Hilft Pattaya mehr eine Ausweitung der Unterkunftsmöglichkeiten oder der Schutz des bestehenden Tourismuskerns?



Für Pattaya steht viel auf dem Spiel. Der Gesetzesentwurf könnte eine neue Ära der Inklusion und Dynamik einläuten, indem er den riesigen informellen Unterkunftssektor legalisiert. Andererseits droht eine Flut unkontrollierter Konkurrenz, ausländischer Betreiber ohne Kontrolle und sinkender Sicherheitsstandards – Probleme, die touristische Städte wie Pattaya lange belasten könnten.

Ein langjähriger Bewohner bringt es auf den Punkt: „Gesetze reformieren, ja. Aber nicht auf Kosten von Sicherheit und Gemeinschaft für schnellen Profit. Pattayas wahrer Wert sind nicht nur Zimmer – sondern Vertrauen.“

Während das Gesetz im Parlament voranschreitet, sind alle Augen, besonders in Pattaya, gespannt auf den Ausgang gerichtet.