
PATTAYA, Thailand – Während die Zahl internationaler Touristen rückläufig ist und auch die Expats nicht zurückkehren, muss die thailändische Regierung dringend gegensteuern. Fast täglich kursieren Negativschlagzeilen – befeuert durch soziale Medien und besonders durch britische Boulevardzeitungen, die in eigenen Thailand-Rubriken über Gefängnismissstände, öffentliche Urinierungen und andere „Skandalgeschichten“ berichten. Es ist das klassische Clickbait – allgegenwärtig, aber schädlich.
Hinzu kommt eine schwache Kommunikation seitens der Regierung. Beispiel Einkommensteuer: Die Unsicherheit über die Besteuerung von Auslandseinkommen hielt Expats monatelang in Atem, bis das Finanzministerium Anfang 2025 eine Kehrtwende verkündete. Doch klare Richtlinien fehlen weiterhin – ein Ministerialerlass steht noch aus und muss durch Staatsrat und Kabinett. Inzwischen wächst die Verwirrung.
Ein weiteres Beispiel ist die „Thai Digital Arrival Card“ (TDAC). Zunächst als nutzerfreundliche Online-Einreisekarte angekündigt, entpuppte sie sich als umfassendes Sicherheitsinstrument mit Kameraüberwachung, Gesichtserkennung und Abgleich mit staatlichen Datenbanken. Während ähnliche Systeme weltweit existieren, erweckt die ungeschickte Kommunikation den Eindruck, Thailand werde zum Überwachungsstaat.
Auch beim Visasystem herrscht Chaos. Die visumfreie Einreise für 93 Länder (seit Juli 2024) führte erwartungsgemäß zu Missbrauch: illegale Arbeit, Strohkonto-Eröffnungen, Polizeibestechung. Hinzu kommen das „Destination Thailand“-Visum, diverse Non-Immigrant-Visa, die LTR-Programme für wohlhabende Ausländer und Geschäftsleute – ein undurchschaubares Dickicht.
Mittlerweile sind vier Ministerien involviert: Inneres, Tourismus, Auswärtiges und das Board of Investment – jedes mit eigener Agenda. Das jüngste Beispiel: die Debatte um Bankkonten für Touristen. Während Banken auf klare Regierungsanweisungen pochen, erklärt das Finanzministerium, es gebe „Ermessensspielraum“.
Kurz: Der internationale Tourismus liegt in zu vielen Händen. Eine zentrale Stelle, die sich um Visa, Marketing und Kommunikation kümmert, ist längst überfällig – wie stellvertretender Premierminister Anutin Charnvirakul andeutete. Die Herausforderungen sind enorm, doch ohne ein koordiniertes Vorgehen droht Thailand, gegenüber der Konkurrenz in Südostasien den Anschluss zu verlieren.
Eine einheitliche Stimme der Regierung wird nicht alle Probleme lösen – aber sie wäre ein überfälliger erster Schritt.









