Goldpreise in Thailand steigen Richtung 70.000 Baht pro Baht-Gewicht und wecken Blasenangst

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Goldpreise nähern sich 70.000–80.000 Baht pro Baht-Gewicht. Während Investoren profitieren, drohen viele Thais aus ihrem traditionellen „sicheren Hafen“ verdrängt zu werden.

PATTAYA, Thailand – Seit Jahrzehnten gilt Gold in Thailand als sicherer Hafen für Sparer. Ob in den Schaufenstern von Yaowarat in Bangkok oder in kleinen Familiengeschäften auf den Provinzmärkten – der Kauf eines Baht-Gewichts Gold war weniger Spekulation als vielmehr ein Beitrag zur finanziellen Sicherheit. Doch nun warnen internationale Banken wie Goldman Sachs, dass Gold bis Mitte 2026 auf 4.000 US-Dollar pro Unze steigen könnte. Für Thailand bedeutet das Preise von 70.000 bis 80.000 Baht pro Baht-Gewicht – eine Zäsur.

Neue Rekordmarken in Sicht

Am 1. Oktober erreichten COMEX-Gold-Futures mit 3.897,50 US-Dollar pro Unze den höchsten Stand der Geschichte. Der Anstieg wurde befeuert durch einen schwächelnden US-Dollar, die drohende Haushaltssperre in Washington und enttäuschende US-Arbeitsmarktdaten. Investoren flüchteten erneut in „sichere Häfen“ wie Gold.

Goldman Sachs, das traditionell optimistisch auf Gold blickt, erwartet nun einen noch schnelleren Anstieg – möglicherweise bis 4.300 US-Dollar pro Unze bis Ende 2026. In einer im September veröffentlichten Analyse wurde sogar ein Szenario von 5.000 US-Dollar skizziert, falls nur 1 % des US-Anleihekapitals in Gold fließt.



Gewinner und Verlierer in Thailand

Langfristige Goldhalter dürfen sich freuen: Familien, die bei 30.000 oder 40.000 Baht gekauft haben, sitzen auf enormen Gewinnen. Auch thailändische Schmuckexporteure könnten profitieren, da hohe Weltmarktpreise die Margen steigern.

Doch es gibt Schattenseiten. Neue Käufer werden zunehmend verdrängt. Sollte der Preis über 70.000 Baht steigen, könnten viele einkommensschwächere Thais, die Gold traditionell als Sparform nutzen, ausgeschlossen werden. Gold, lange Zeit ein „Volksvermögen“, droht zum Luxusgut zu werden.

Hinzu kommt das Risiko einer Blasenbildung. Mit immer neuen Rekordprognosen könnten Kleinanleger genau zum falschen Zeitpunkt einsteigen – wie bereits 2011, als viele Käufer am Höhepunkt kauften und anschließend jahrelange Verluste hinnehmen mussten.


Globale Dynamik, lokale Wirkung

Getrieben wird die Rallye durch verstärkte Zentralbankkäufe, schwächere US-Daten und die Erwartung baldiger Zinssenkungen der Federal Reserve. In Thailand spielt zudem der Wechselkurs eine entscheidende Rolle. Ein stärkerer Baht – aktuell auf dem Weg Richtung 40 pro US-Dollar – könnte den Preisanstieg im Inland abfedern. Schwächelt die Landeswährung jedoch, etwa durch Kapitalabflüsse oder politische Risiken, könnten die Inlandspreise noch schneller explodieren.


Ein Wendepunkt für thailändische Sparer

Die entscheidende Frage lautet: Wer kann sich in Thailand Gold künftig noch leisten? Wohlhabende Investoren werden es weiterhin als Absicherung und Wertanlage betrachten. Für breite Bevölkerungsschichten könnte Gold jedoch unerreichbar werden – und damit seine traditionelle Rolle als Sicherheitsnetz verlieren.

Steigt der Preis auf 80.000 Baht pro Baht-Gewicht, wäre das nicht nur ein historisches Finanzereignis, sondern auch ein gesellschaftlicher Einschnitt: Gold würde von einem Massen-Sparprodukt zu einem Elite-Investment.