
PATTAYA, Thailand – Reisende achten heute stärker denn je auf ihr Budget. Flugpreise steigen, Währungen schwanken, und die Zeiten langer Fernreisen mit Billighotels und günstigen Bars sind weitgehend vorbei. Doch trotz dieser Veränderungen bleibt eine Realität bestehen: Pattaya zieht Besucher an – während viele Phnom Penh bereits nach einer Woche wieder verlassen.
Auf dem Papier hat die kambodschanische Hauptstadt durchaus Vorzüge. Phnom Penh wirkt wie eine aufstrebende Metropole, bietet eine lebendige Uferpromenade und eine kompromisslose Partyszene. In der Realität aber belohnt die Stadt selten jene, die bleiben wollen. Viele Ankömmlinge fühlen sich zunächst wie Entdecker des „echten Südostasiens“, doch der Eindruck weicht schnell einer Mischung aus Chaos, Brüchigkeit und überraschend hohen Preisen im Verhältnis zum Angebot.
Pattaya hingegen ist keine Wundertüte. Die Stadt präsentiert alles offen: Restaurants in allen Preiskategorien, Krankenhäuser mit internationalem Niveau, fußläufig erreichbare Strände und ein Verkehr, der – trotz aller Unannehmlichkeiten – meist berechenbar bleibt. Pattaya ist nicht improvisiert, sondern für Tourismus entworfen.
Ein weitverbreitetes Missverständnis über Kambodscha ist der Mythos der Billigkeit. Weniger Glanz bedeutet jedoch nicht automatisch niedrigere Kosten. Die Preise in Phnom Penh schwanken stark, das Nachtleben ist unberechenbar, und selbst einfache Dienstleistungen sind häufig teurer als erwartet. Mehr als ein Expat hat bereits zugegeben, dass „Gesellschaft“ dort drei- bis viermal so viel kosten kann wie in Pattaya – ein Effekt von Nachfrage, Monopolstrukturen und informellen Märkten, die gedeihen, wenn staatliche Kontrolle nur schwach ausgeprägt ist.
Thailands Tourismusapparat funktioniert – nicht perfekt, aber verlässlich. Es gibt Regeln, Standards und eine gewisse Ordnung, die Stabilität schafft. Pattaya mag laut, schrill und ungeniert kommerziell sein, doch im Hintergrund laufen die Systeme. Das merken Ausländer täglich: bei der Wohnungssuche, im Zugang zu medizinischer Versorgung oder beim Überqueren einer Straße, ohne das Gefühl eines Risikos einzugehen. Pattaya ist nicht mehr so günstig wie früher, verhält sich aber wie eine Stadt, die Touristen als Gäste sieht – nicht als Beute.
Ein weiterer Schlüssel ist der Einfluss von außen. In Kambodscha haben ausländische Investoren – insbesondere aus China – ganze Stadtviertel rasant umgestaltet. Casinos, Entertainment-Komplexe und Immobilienprojekte entstehen im Eiltempo und richten sich eher nach den Interessen der Geldgeber als nach denen der Bevölkerung. Phnom Penh wirkt dadurch rastlos und unausgeglichen.
Thailand dagegen lässt sich nicht ohne Weiteres von außen formen. Ausländer können kein Land besitzen, Betriebe nur begrenzt führen und bestimmte kulturelle Grenzen nicht überschreiten. Das frustriert manche, schafft aber Stabilität. Pattaya bleibt trotz seiner Kommerzialisierung erkennbar thailändisch – und diese Identität verleiht der Stadt Halt.
Natürlich ist Pattaya nicht fehlerfrei. Steigende Preise, Verkehr und Überentwicklung sind reale Probleme. Viele Langzeitgäste vermissen die frühere Leichtigkeit. Doch selbst an schlechten Tagen funktioniert Pattaya. Man kann ohne Plan anreisen und sein Leben einen Monat lang improvisieren – etwas, das man über Phnom Penh nicht mit derselben Sicherheit sagen kann.
Geschmäcker mögen variieren: Einige suchen Rauheit, andere Komfort. Doch sobald der Reiz des Neuen nachlässt und der Alltag einzieht, entscheiden sich die meisten für Pattaya. Stabilität, Zugänglichkeit und ein kontrolliertes Chaos, das unterhält, statt zu ermüden.
Phnom Penh ist ein Ort zum Probieren, zum kurzzeitigen Erleben, zum Geschichten-Erzählen.
Pattaya ist ein Ort, an den Menschen zurückkehren – und oft länger bleiben, als geplant.









