Thailändische Expats vor neuen Herausforderungen: Negativsteuer und Datenbanken in Planung

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Diskussionen über weitere Steueränderungen verunsichern Expats.

THAILAND – Langzeit-Ausländer in Thailand versuchen erneut, die finanziellen Zukunftsaussichten zu durchschauen. Die aktuelle Regierung plant, bis 2027 ein System der negativen Einkommenssteuer einzuführen. Jeder thailändische Staatsbürger, reich oder arm, muss künftig eine jährliche Steuererklärung einreichen. Wer unter einer noch nicht bekanntgegebenen Einkommensgrenze liegt, soll vom Staat finanzielle Zuschüsse erhalten. Wer keine Steuererklärung abgibt, wird von der Unterstützung ausgeschlossen.

Personen, deren Einkommen die festgelegte Schwelle überschreitet, sowie etwa 600.000 Unternehmen unterliegen der normalen, gestaffelten thailändischen Besteuerung. Befürworter der negativen Einkommenssteuer argumentieren, dass Steuererstattungen das Einkommen von Personen unter einem minimal akzeptablen Niveau erhöhen würden. Das System soll gerechter sein und die derzeitige Praxis ablösen, staatliche Hilfen pauschal nach Kategorien wie „Senioren“, „Landwirte“ oder „Covid-Betroffene“ zu verteilen.



Theoretisch betrifft die Regelung die Expat-Gemeinschaft nicht, da Ausländer in der Regel nicht für staatliche Zuschüsse oder Unterstützungsleistungen infrage kommen. Problematisch wird jedoch die Definition des thailändischen Staatsbürgers. Zählt dazu auch ein thailändischer Ausländer, der mehr als 180 Tage im Jahr in Thailand lebt? Diese Frage wurde von Regierungssprechern bisher nicht klar beantwortet, doch viele Expats erinnern sich noch an die ungelösten Diskussionen über die persönliche Besteuerung von im Ausland erzieltem Einkommen, das nach Thailand überwiesen wird – damals wurden thailändische Staatsbürger auch ausländische in Thailand lebende Thais einbezogen.

Für zusätzliche Besorgnis sorgt das Finanzministerium mit der Ankündigung, eine umfassende, hochmoderne Datenbank („Data Lake“) über thailändische Staatsbürger zu entwickeln, die künftig für gezielte fiskalische und soziale Leistungen genutzt werden soll. Laut Ministerium soll die Datenbank eine präzise und effiziente Bereitstellung von Sozialleistungen sicherstellen. Geplant ist zudem eine Vernetzung mit dem Gesundheitsministerium, um stationäre und ambulante Behandlungsdaten einzelner Bürger zu integrieren.

Das thailändische Finanzministerium ist ein mächtiger Bestandteil der Regierung.

Vorapak Tanyawong, Berater des Finanzministers, erklärte, dass die negative Einkommenssteuer eine gute Möglichkeit sei, einkommensschwache Personen zu unterstützen, dafür aber ein starkes Unterstützungssystem notwendig sei. Weltweit habe noch kein Land die negative Einkommenssteuer vollständig umgesetzt, es habe nur erste Tests in den USA und Kanada gegeben. Thailand, dessen traditionelle Dateninfrastruktur als schwach gilt, müsse vorsichtig bei abrupten Änderungen sein.


Tanyawong wies außerdem auf Schwierigkeiten bei der Überprüfung von Einkommen in der Basisbevölkerung hin. Viele Thais arbeiten im informellen oder sogar Schwarzmarkt-Sektor, wodurch keine nachvollziehbare Einnahmequelle dokumentiert ist. Selbstdeklarationen eröffnen die Möglichkeit, Einkommen zu verschleiern, um staatliche Zuschüsse zu erhalten. Zudem habe bislang mindestens 75 Prozent der Thais noch nie eine Steuererklärung ausgefüllt. Der Berater empfahl regionale Pilotprojekte, bevor eine landesweite Umsetzung erfolgt. Das ursprünglich für 2027 geplante Startdatum sollte daher um mehrere Jahre verschoben werden.


Diskussionen über die negative Einkommenssteuer gibt es in Thailand seit über einem Jahrzehnt. General Prayut Chan-o-cha hatte das Thema 2014 in seiner Nach-Putsch-Regierung in einem Vorschlag behandelt, der nie umgesetzt wurde. Thaksin Shinawatra sprach sich in seiner ersten Rede nach seiner Begnadigung 2024 erneut für die Einführung aus.

Für Expats steht jedoch vor allem die persönliche Relevanz im Vordergrund: Wird mein Visum betroffen sein? Wie wirken sich die Steueränderungen finanziell aus? Wenn ich wie ein Thai besteuert werde, erhalte ich dann auch dieselben Rechte wie thailändische Staatsbürger? Und wie würden sich diese Änderungen im Vergleich zu alternativen Destinationen wie Vietnam oder Kambodscha auswirken?