„Faire Preise?“ Eher „Farang-Preise“ – Als ob ein britischer Rentner in Pattaya schlimmer für einen Wasserfall wäre als ein Wochenendtourist aus Bangkok

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Willkommen im Land des Lächelns – aber nur, wenn das Portemonnaie stimmt. Ohne Thai-ID kann ein freundliches Lächeln schnell doppelt so viel kosten.

PATTAYA, Thailand – Der Begriff „faire Preisgestaltung“ in Thailand, insbesondere in touristischen Zentren wie Pattaya, wirkt für viele Langzeitbesucher und Expats eher wie ein schlechter Witz. Denn was sich dahinter oft verbirgt, ist das landesweit praktizierte System der dual pricing – bei dem Ausländer deutlich mehr zahlen müssen als Einheimische, und das für dieselbe Leistung, denselben Eintritt oder sogar für grundlegende Dienstleistungen.



Diese Praxis ist so weit verbreitet, dass sie oft offen ausgeschildert ist. Ein Beispiel: Der Eintritt in einen Nationalpark kostet für Thais 40 Baht, für Ausländer hingegen 200. In staatlichen Krankenhäusern zahlen Einheimische subventionierte Gebühren, während Ausländer – unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus oder wie lange sie bereits im Land leben, arbeiten und Steuern zahlen – mit deutlich höheren Rechnungen konfrontiert werden. Selbst bei einigen Tempeln und Museen, die zumindest teilweise aus öffentlichen Geldern finanziert werden, kommt dieses System zum Einsatz.

Ausländische Besucher zahlen 400 Baht Eintritt zu einem beliebten Wasserfall – Einheimische deutlich weniger. Ein Beispiel für das umstrittene Preissystem.

Ein wiederkehrender Kritikpunkt unter Expats und Touristen im ganzen Land ist eben jene doppelte Preisgestaltung. Jüngst entfachte ein virales Video einer Reiseleiterin aus Phuket die Diskussion neu. Sie wies darauf hin, dass ausländische Besucher oft für das Feilschen über Taxipreise kritisiert würden, während kaum jemand die teils extremen Eintrittspreise für Nationalparks thematisiere. In ihrem Fall zahlten ihre Gäste 400 Baht pro Person für den Zugang zu einem bekannten Wasserfall – ein Vielfaches des Preises für thailändische Besucher.


Die Reiseleiterin erklärte, viele Touristen entschieden sich bei Bekanntwerden des Preises gegen den Besuch. „Alles wird teurer – nur was die Leute Taxifahrern zahlen wollen, bleibt gleich“, sagte sie. Der Eintrittspreis habe sich seit Jahresbeginn verdoppelt. Ihre offenen Worte fanden in sozialen Medien viel Zustimmung – viele lobten sie für ihre Ehrlichkeit in einem lange totgeschwiegenen Problem der thailändischen Tourismusbranche.

Das System der doppelten Preise sorgt zunehmend für Frust – vor allem unter Expats in Thailands Touristenhochburgen.

Besonders ärgerlich ist, wie stillschweigend das System unterstützt wird. Auf Nachfrage bei Behörden oder Tourismusämtern folgen meist vage Begründungen über „Fairness“ oder den Schutz nationaler Ressourcen – so, als ob ein britischer Rentner, der seit 15 Jahren in Pattaya lebt und die lokale Wirtschaft unterstützt, schädlicher für einen Wasserfall sei als ein Wochenendbesucher aus Bangkok.


Trotz wiederholter Kritik von Bloggern und Expats scheint keine Regierung – weder vergangene noch gegenwärtige – das Thema ernsthaft anzugehen. Politischer Wille fehlt offenbar, da Expats weder wählen noch genügend organisiert sind, um Druck aufzubauen. Der Begriff „Farang-Steuer“ ist inzwischen geflügeltes Wort – halb Spott, halb bittere Realität: Wer nicht thailändisch aussieht, zahlt eben mehr. Punkt.


Es geht nicht darum, alles umsonst zu bekommen. Die meisten Langzeitbesucher wissen, dass Touristen vielerorts mehr zahlen – aber hier handelt es sich um ein strukturelles System, verankert in staatlichen Einrichtungen. Es zieht eine klare Linie zwischen „wir“ und „die anderen“ – auch wenn „die anderen“ längst hier leben.

Solange sich das nicht ändert, bleibt „faire Preisgestaltung“ in Thailand wohl eines der ironischsten Versprechen des Landes. Ein Lächeln im „Land des Lächelns“ bekommt man fast immer – aber ohne thailändischen Ausweis muss man eben doppelt dafür zahlen.