Ausländer erleben Pattayas tägliche Vollzugs-Komödie aus der ersten Reihe

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Ausländische Besucher beobachten aus nächster Nähe, wie Barpersonal und Straßenverkäufer eine Pattaya-Nachtmeile vorbereiten, während Motorräder durch den Verkehr schlängeln und kurze Kontrollaktionen auf Straßen und in Ausgehvierteln zur täglichen Absurdität der Stadt beitragen. (Foto: Jetsada Homklin)

PATTAYA, Thailand – Für viele ausländische Besucher und Langzeitresidenten sind Pattayas Barviertel längst mehr als nur Ausgehzonen. Sie bieten einen Logenplatz für ein scheinbar endloses Live-Schauspiel, bei dem Kontrollen auftauchen, verschwinden und punktgenau wieder erscheinen – ganz wie in einer Komödie mit festem Drehbuch.

Das jüngste Beispiel spielte sich auf der Soi 6 ab, als Straßenverkäufer kurz vor einer öffentlich angekündigten Inspektion plötzlich verschwanden. Tische wurden abgeräumt, Stände zerlegt, bekannte Gesichter lösten sich innerhalb weniger Minuten in Luft auf – nur um nach dem Abzug der Beamten ebenso leise wieder zurückzukehren. Später erklärten die Behörden, es seien keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden. Auffällig sei lediglich, dass in den vergangenen sechs Monaten angeblich nur zwei ugandische Frauen nicht „durchgesickert“ seien – eine Seltenheit, die vielen Beobachtern eher die Regel bestätigt.



Für erfahrene Zuschauer wirkte die Szene vertraut. Ein ausländischer Besucher erinnerte sich an ein nahezu identisches Erlebnis vor Jahren in Ho-Chi-Minh-Stadt. „Plötzlich räumten alle Bars ihre Stühle weg“, erzählte er. „Jemand sagte: ‚Große Polizei kommt.‘ Ein ranghoher Beamter ging die Straße entlang, nickte allen zu, begleitet von mehreren Polizisten. Kaum war er weg, standen die Stühle wieder draußen. Es war wie ein Film.“

In Pattaya, so sagen viele, ändere sich selten das Drehbuch – nur der Schauplatz. Kontrollen kommen und gehen, doch regelmäßig melden die Behörden, keine illegalen Aktivitäten festgestellt zu haben, auch in Gegenden, die international für genau diese bekannt sind. Die Kluft zwischen offizieller Darstellung und sichtbarer Realität ist für viele Ausländer längst zum Running Gag geworden. „Leak? Welcher Leak?“, lachte ein Langzeitresident. „So wie es hier ja auch keine Prostitution gibt.“


Hinter dem Humor steckt jedoch Frust. Mehrere Ausländer, die versuchen, kleine Unternehmen legal zu betreiben, berichten, dass sie entmutigt oder sogar daran gehindert wurden, Steuern zu zahlen oder sich ordnungsgemäß zu registrieren. Gleichzeitig scheinen informelle Wege reibungsloser zu funktionieren. Ein Unternehmer schilderte, ihm sei geraten worden, erst wiederzukommen, wenn sein Einkommen eine bestimmte Höhe erreicht habe – während ihm gleichzeitig signalisiert worden sei, Marktverkauf bringe „keine Polizeiprobleme“, wenn anderswo gezahlt werde. Andere berichten, Straßenhändler könnten offen arbeiten, weil Zahlungen nach oben flössen und so Schutz statt Kontrolle gewährleistet sei.

„Es ist auf den Kopf gestellt“, sagte er. „Ich wollte Steuern zahlen, damit der Staat Einnahmen hat. Stattdessen drängt einen das System dazu, die Polizei zu bezahlen.“


Auch im Straßenverkehr sehen Ausländer das gleiche Muster. Motorräder mit drei Fahrern, fehlende Helme oder Rotlichtverstöße bleiben oft unbeachtet — bis plötzlich kurzfristige Schwerpunktkontrollen auftauchen und ebenso schnell wieder verschwinden. „Man sieht jeden Tag die wildesten Manöver“, meinte ein Besucher. „Und dann taucht plötzlich jemand mit Warnweste auf — kurz, dramatisch, vorbei.“

Unter Barbesuchern wie auch Alltagsbeobachtern hat sich daraus eine Form von Galgenhumor entwickelt: Kontrollen mit Kameras und Presse, die rasch verpuffen; Maßnahmen ohne nachhaltige Wirkung; ein System, das weitgehend unverändert weiterläuft. Für Außenstehende wirkt es chaotisch. Für jene, die es täglich sehen, ist es berechenbar — und auf tragikomische Weise sogar amüsant. „Das ist keine Nachricht“, zuckte ein Ausländer mit den Schultern. „Das ist einfach Pattaya.“