
PATTAYA, Thailand – In Thailand ist eine hitzige Debatte um Datenschutz und Fahrgastrechte entfacht worden, nachdem ein Video viral ging, das ein ausländisches Paar beim Austausch von Zärtlichkeiten in einem Privatfahrzeug zeigt. Der Fahrer filmte die Szene und veröffentlichte sie online – ein Schritt, der von vielen als schwerwiegender Eingriff in die Privatsphäre gewertet wird.
Der Clip, versehen mit der Bildunterschrift „Kann mich so kaum aufs Fahren konzentrieren“, zeigt deutlich die Gesichter der beiden Passagiere und verbreitete sich schnell über soziale Medien. Die Reaktionen fielen überwiegend kritisch aus: Während einige das Verhalten des Paares in einem öffentlichen Fahrzeug missbilligten, verurteilten die meisten Nutzer vor allem das heimliche Filmen und die Veröffentlichung ohne Zustimmung.
Thailands Datenschutzgesetz (Personal Data Protection Act, PDPA), das 2022 in Kraft trat, verbietet das Sammeln und Veröffentlichen personenbezogener Daten – einschließlich identifizierbarer Videoaufnahmen – ohne ausdrückliche Einwilligung. Verstöße können mit bis zu sechs Monaten Haft, Geldstrafen von bis zu 500.000 Baht oder beidem geahndet werden. Auch zivilrechtliche Klagen sind möglich, sofern Betroffene psychische oder rufschädigende Folgen erleiden.
Juristen weisen zudem darauf hin, dass solche Veröffentlichungen auch unter Thailands Strafgesetzgebung zur Verleumdung fallen können. Paragraf 328 des Strafgesetzbuches sieht für öffentliche Verleumdung durch Bildmaterial Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren und Geldbußen bis zu 200.000 Baht vor.
Der Vorfall wirft Fragen über die Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit von Fahrdiensten in Thailand auf. Viele Fahrzeuge, die über Apps wie Bolt oder Grab buchbar sind, sind privat und nicht offiziell als Taxis registriert. Dieser Unterschied erschwert die rechtliche Einordnung und beeinflusst die Erwartungen der Fahrgäste.
In sozialen Netzwerken schilderten zahlreiche Nutzer ihre eigenen Erlebnisse. Einige befürworteten Kameras im Auto zur Beweissicherung, Diebstahlprävention oder bei Konflikten. Doch der Grundtenor war eindeutig: Die Veröffentlichung solcher Aufnahmen zur Unterhaltung sei weder moralisch vertretbar noch rechtlich erlaubt.
Ein Nutzer kommentierte: „Ich habe auch eine Dashcam – zur Sicherheit. Aber ein Video für Klicks hochladen? Das ist keine Sicherheit, das ist Ausbeutung.“ Ein anderer schrieb: „Das ist zwar kein Hotelzimmer, sondern eine Fahrt – aber ohne Wissen der Betroffenen filmen und posten geht einfach nicht. Dafür gibt es Gesetze.“
Auch die Gier nach viralen Inhalten wurde kritisiert: „Heute zählt nur noch, was klickt. Dass dabei Menschenwürde und Privatsphäre verletzt werden, scheint egal zu sein.“ Einige machten auch das Pärchen mitverantwortlich, betonten jedoch, dass der Fahrer kein Recht zur Veröffentlichung hatte.
Die Diskussion verdeutlicht die wachsende Frustration über die ethische Entwicklung der Fahrdienstbranche. „Früher haben Taxifahrer beim Gepäck geholfen, die Klimaanlage eingestellt. Heute suchen manche nur noch nach Content, um Fahrgäste bloßzustellen“, so ein weiterer Nutzer.
Das betroffene Fahrzeug soll laut Kommentaren ein privater Wagen gewesen sein, möglicherweise über Bolt vermittelt – und eben kein lizenziertes Taxi. Dieser Umstand führte zu weiteren Diskussionen über mangelnde Regulierung und Aufsicht bei App-basierten Transportdiensten.
Der Fall zeigt, warum viele internationale Touristen zunehmend Unsicherheit gegenüber Taxis und Fahrdiensten in Thailand empfinden. Privatsphäre, Moralvorstellungen und digitale Verhaltensweisen prallen aufeinander – mit weitreichenden Folgen.
Kameras im Fahrzeug können Sicherheit bieten – ihr Missbrauch jedoch gefährdet grundlegende Persönlichkeitsrechte. Für ein touristisch geprägtes Land wie Thailand ist es unerlässlich, dass Fahrer wie Plattformen gesetzliche und ethische Standards respektieren.









