Selbst die Liebe braucht mal Urlaub – und es ist nichts Falsches daran, in Pattaya in Rente zu gehen

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In Pattaya braucht man kein perfektes Thai, keinen Plan und nicht einmal ein Auto – nur Lust, loszulaufen, den Mut für einen Neuanfang und vielleicht die Chance, sich noch einmal zu verlieben. (Foto: Jetsada Homklin)

PATTAYA, Thailand – Für manche ist Pattaya ein heimliches Vergnügen. Für andere ein Ausbruch aus dem Alltag. Doch für immer mehr Menschen ist es schlicht und einfach: Zuhause. Und daran ist nichts auszusetzen.
„Selbst die Liebe braucht mal Urlaub“, scherzt ein langjähriger Bewohner. „Man geht ja nicht nur von der Arbeit in Rente. Man geht auch in Rente vom kalten Wetter, vom Pendeln und all dem Stress, der zum alten Leben gehörte.“

Abseits der Klischees bietet das Leben in Pattaya vielen etwas, das sie in der Heimat nicht gefunden haben: günstige Lebenshaltungskosten, ein langsameres Tempo und Gesellschaft – auch wenn die manchmal anders aussieht, als andere es erwarten würden.
Ob beim Spaziergang an der Promenade von Jomtien, bei einem Drink mit Freunden in der Soi Buakhao oder beim Meereswind in Wongamat – Pattaya ist voller Menschen, die diesen Ort nicht nur wegen des Nachtlebens gewählt haben, sondern wegen des Lebens selbst.



Und ja – auch wenn man kein Thai spricht, die Baht nicht sofort versteht oder beim Umrechnen von Euro- und Pfundscheinen ins Grübeln kommt – am Ende klappt es doch irgendwie. „Ich komme mit den Münzen immer noch durcheinander“, lacht ein Rentner aus Manchester. „Aber das Bier ist kalt und die Miete ist bezahlt – also mache ich wohl etwas richtig.“

Manche finden hier nicht nur ein zweites Zuhause, sondern ein zweites Leben – vielleicht sogar mit jemandem. Für alle, die schon geliebt und verloren haben oder zu Hause einfach keine Verbindung gefunden haben, kann Pattaya etwas Sanftes bieten: ruhige Gesellschaft, ein geteiltes Essen, ein herzliches Lächeln, das kein Vermögen kostet. Das Leben hier muss nicht luxuriös sein – nur bezahlbar, einfach und freundlich.


Und wenn es irgendwo einen Bürgersteig gibt – oder zumindest einen halben – kann man fast überallhin laufen. Das ist Pattayas Charme: Kein Auto nötig. Einfach losgehen. Von Stränden zu Bars, Märkten zu Massagesalons, Straßenhunden zu Straßenständen – die Stadt verbindet sich selbst, ein unebener Gehweg nach dem anderen. Und an den meisten Tagen reicht das auch.

Es ist nichts Verwerfliches daran, Sonne, Einfachheit oder einen Neuanfang zu suchen. Manche kamen nach einem gebrochenen Herzen, manche nach einem Burnout. Manche kamen einfach in den Urlaub – und sind geblieben.
„Leute fragen: ‚Warum Pattaya?‘ Ich sage: ‚Warum nicht?‘“, meint ein britischer Expat, der seit über zehn Jahren hier lebt. „Die Tage sind warm, die Miete ist niedrig und an der Bar kennt dich immer jemand beim Namen. Was will man mehr?“


Außenstehende mögen über Pattayas Ruf die Stirn runzeln, doch wer hier lebt, weiß: Die Stadt ist mehr als Neonlichter und laute Musik. Es sind Morgenmärkte, Tempelglocken, ruhige Sonnenuntergänge – und ja, vielleicht auch eine neue Liebe hier und da.
In einer Welt, die oft nach Äußerlichkeiten urteilt, fragt Pattaya nicht so genau. Und genau das lässt diesen Ort für viele wie ein Zuhause wirken.